Fehlendes Komma läßt Helene dreimal heiraten

Gerade lese ich sehr gespannt das Nachwort zu einer Ausgabe der Handschrift Nr. 2920 der östereichischen Nationalbibliothek, die Historikern auch unter dem Namen „Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin“ bekannt ist. Dies ist das höchst interessante Selbstzeugnis einer Frau aus dem 15. Jahrhundert, die Hofdame der Königin Elisabeth war. Königin Elisabeth wurde 1422 die Frau des Herzogs Albrecht V. von Österreich und war selbst Tochter des ungarischen Königs und deutsch-römischen Kaisers Siegmund. Durch ihren Auftrag war Helene Kottanner nach Albrechts Tod in den Kronenraub verwickelt, der dem posthum geborenen Königssohn Ladislaus die ungarische Herrschaft sichern sollte.

Von dieser Helene Kottanner weiß man nun, dass sie zweimal verheiratet war; zunächst bis 1431 mit Peter Székeles, dem Ödenburger Bürgermeister, später ab 1432 dann mit Johannes Kottanner, der sie auch nach Ungarn begleitete. Im Nachwort Karl Mollays ist aber von einer sehr ominösen, dritten Heirat die Rede:

Frau Helene heiratete nämlich im Jahre 1432 auf Empfehlung des Wiener Stadtrates und des Wiener Domprobstes mit Einwilligung ihres Vaters und ihrer nächsten Verwandten sowie mit Erlaubnis des Ödenburger Stadtrates Johannis Kottanner den Kammerherren des Domprobstes, der nach Angaben Uhrlitz erst 1426 seine Großjährigkeit erreichte, also wohl jünger als Frau Helene war.

Wenn man Mollay also glauben darf, heiratete Helene im Jahr 1432 mit Erlaubnis Johannis Kottanners, der zu diesem Zeitpunkt Ödenburger Stadtrat war, einen gewissen Kammerherren des Domprobstes, der nicht näher benannt ist. Was hat das zu bedeuten, fragt sich der aufmerksame Geschichtsstudent da. Ganz einfach: Es bedeutet, dass Kommata für das Verständnis geschriebener Sprache von ausschlaggebener Bedeutung sein können. In Wirklichkeit heiratete Helene nämlich 1432 Johannes Kottanner, den Kammerherren des Dompobstes, und zwar mit der Erlaubnis des Ödenburger Stadtrates, der nicht näher benannt ist. Für diese Erkenntnis habe ich eine Weile gebraucht und jetzt werde ich einfach weiterlesen.

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