Die Grenzen meiner Sprache…

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“,

ist ein Zitat des östereichisch-englischen Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951), das aus seinem Werk „Tractatus Logico-Philosophicus“ stammt. Dort steht es in Zusammenhang mit erkenntnistheoretischen Annahmen und der Logik der Sprache.

Für mich markiert es vorallem die enge Beziehung zwischen Sprache und Denken, die auch im Bibelzitat „Im Anfang war das Wort (logus)“, deutlich wird. Das griech. logos hat aber mehr Bedeutungen als „Wort“, es kann auch „Lehrsatz“, „Denkfähigkeit“ und dergleichen mehr heißen. Am Anfang war also die Fähigkeit zu denken und dieses Denken ist verknüpft mit der Sprache. Wenn wir also davon ausgehen, dass ein Denken ohne Sprache nicht möglich ist, dann zeigt uns Sprache, ganz klar, die Grenzen unseres Denkens auf. Ebenso wie das Denken die Sprache modifiziert, modifiziert aber auch auch die Sprache unser Denken. So denkt ein Mensch aus dem Norden beim Wort „Baum“ vermutlich eher an einen Nadelbaum, als ein Mensch aus dem Süden.

Dass Wittgenstein aber nun von den Grenzen der Welt und nicht von den Grenzen des Denkens spricht, hat folgenden Grund: Für ihn ist die Welt Wahrheit, also alles, worüber sinnvoll, logisch gesprochen werden kann. Während Wittgenstein selbst dies wohl als Absage an eine metaphysische Weltdeutung gemeint hat, interpretiere ich es so, dass alles, worüber gesprochen werden kann, gedacht werden kann, seine Existenz in der Welt hat oder entwickeln kann und sei es nur als metaphysische Größe.

Für einen Dichter, der mit seinen Fiktionen die Welt über die Realität hinaus weiterdenkt (entwirft), bedeutet das eine Kreativität für die der Schöpfungsakt des biblischen Gottes als Metapher zu verstehen ist. Der Dichter formt aus Ungeformtem mit der Hand Geformtes und ruft es dadurch ins Leben. Aus seinen irrealen, metaphysischen Ideen entsteht ein reales, greifbares Sprachwerk. Die Welt des Dichters lebt durch seine Sprache und hat dort gleichsam ihre Grenze, was er durch die Sprache nicht möglich machen kann, ist unmöglich in seiner Welt.

Ein Kommentar zu “Die Grenzen meiner Sprache…”

  1. Katja Wisniewski
    September 16th, 2011 22:36
    1

    Das ist wahr.
    UND: Ein Lächeln kann Welten verbinden und erweitern.
    Der Dichter kann beflügeln und Welten erweitern – z.B. indem er mich Lächeln lässt.
    So erweitert sich auch klar meine Welt.
    „Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt…. Freude!“ (Schiller: Ode an die Freude) … und da werden nicht nur Menschen Brüder….

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