Guttenberg hat abgeschrieben

Freitag, 18. Februar 2011

Ganz ehrlich, ich glaube ja, der hat gar nicht abgeschrieben, sondern hat abschreiben lassen – natürlich nicht absichtlich. Aber das konnte ja Keiner ahnen, dass der Ghostwriter sich da einen Flockigen macht. Man hätte das natürlich, in Anbetracht des Plans, sich als Politiker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu begeben, vor der Abgabe mal genauer prüfen können. Muß man ja als Mitglied der finanziellen Elite auch nicht selbst machen, sondern kann das genauso gut „outsourcen“, wie das Verfertigen einer Promotionsarbeit selbst. Denn das ist ja schon ganz schön peinlich jetzt, in solch einem Kontext und in solch einer Position beim Betrügen erwischt zu werden!? Von einem so aalglatten Minister erwartet man schließlich, dass er weniger schlampig agiert. Das hat ja selbst Kristina Schröder besser hingekriegt (Link)! (mehr …)

Trauriges Jubiläum

Donnerstag, 17. Mai 2007

Rückblick auf 100 Rechtsscherereien

Als ich im November 2004 das erste Mal ein Gedicht von mir von jemand anderem veröffentlicht fand, war ich ein wenig stolz, aber auch bedrückt, meinen Namen nicht unter dem Text zu finden. In meiner jugendlichen Naivität dachte ich, es gehöre zur Allgemeinbildung zu wissen, dass ein kreatives Werk mit dem Zeitpunkt seiner Veröffentlichung automatisch urheberrechtlich geschützt ist und dass man den Verfasser fragen muß, ob man es weiterveröffentlichen darf. Doch als ich den Kontakt zu den verantwortlichen Forenmitgliedern suchte, mußte ich feststellen, dass nicht nur Unbildung, sondern zum Teil schnippische Ignoranz mir gegenüberstanden: „Hättest du haln n Kopierschutz einbauen müssen. Freu dich doch, dass du überhaupt gelesen wirst.“

Mich verletzte diese Ignoranz und ich begann neu über die freie Veröffentlichung und meine Rechte als Urheber nachzudenken. Ich wollte gelesen werden, ich wollte kopiert werden, aber ich wollte auch genannt werden und nicht anderen meine Lorbeeren schenken. Also stellte ich meine Gedichte unter CC-Lizenz und begann meinen Feldzug gegen die Unbildung. Ich durchforstete die Ergebnisse von Google & Co., recherchierte den verantwortlichen Usern hinterher und suchte den Kontakt. Der Großteil war sehr verständig, ergänzte fehlende Namen, Titel und Quellen und beteuerte mir mein Talent – einige waren aber äußerst harte Brocken, die meine Nerven bis auf’s äußerste Strapazierten. Von Löschung, Entstellung und Sperrung meiner Kommentare in Blogs und Foren, über Beteuerungen, man selbst hätte das Gedicht geschrieben bis hin zu Drohungen, man werde das Gedicht jetzt noch woanders veröffentlichen, um mich zu ägern und dann rumkommen, und mich verprügeln, hatte ich alles dabei.

Diese Extreme waren es dann auch, die mich schließlich im letzten Jahr dazu veranlaßten, meinen Pranger zu schließen und mich fortan nur noch an die (in solchen Fragen besser gebildeten) Betreiber solcher Community-Websites zu wenden. Ich möchte mich nicht mehr dem Streß aussetzen, denke aber nach wie vor, dass Aufklärung Not tut. Denn gestern abend habe ich die 100. unzureichende Veröffentlichung eines meiner Texte entdeckt und dies ist ein trauriges Jubiläum. Es kann doch nicht so schwierig und nicht zu viel verlangt sein, auch noch den Autornamen und den Titel zu kopieren. Es ist unfair und schlampig, es nicht zu tun – auch im Internet.

Für Vampire & Werwölfe

Freitag, 11. Mai 2007

Mein Gedicht „Le vampir“ ist der meistgeklaute Text meiner Feder. Am häufigsten entdeckte ich ihn auf den Seiten von MonstersGame, einem online Rollenspiel, bei dem Vampire gegen Werwölfe kämpfen. Irgendwann schenkte mir jemand zur Entschuldigung einen Account auf einem der Server und so kam auch ich dazu, dieses Spiel zu spielen. Für meine Charaktere, einen Werwolf und einen Vampir, hatte ich mir die Gedichte ausgedacht, die du hier lesen kannst. Später kamen auch Auftragsgedichte und ein Text zur Belehrung der Rollenspiel spielenden Gedichtediebe hinzu.

Bitte, vergiß nicht, dass auch diese Gedichte unter CC-BY-NC-ND-Lizenz stehen und nur dann auf der eigenen Homepage, dem eigenen Profil oder sonstwo verwandt werden dürfen, wenn du Titel, Widmung, Verfasser und Quelle in Form eines Backlinks auf meine Homepage http://abgedichtet.org mit angibst.

Symbiose

Vampire, Wölfe, ihr seid schlaue Fabelwesen,
kein Opfer kann sich nirgendwo vor euch verstecken,
denn ihr habt Zähne, Klauen und verbreitet Schrecken.
Das kann man überall so in den Büchern lesen.

Die Kinder fürchten euch, wenn durch die Alten
sie üble Mörder-Mären von euch sagen hören
und ihr im Traum sie heimsucht, um den Schlaf zu stören.
Wollt ihr dies Monster-Image weiterhin behalten?

Dann denkt daran, wo immer ihr euch Menschen zeigt,
verprellt nicht jene, die von euch Geschichten schreiben.
Denn euer Leben hängt allein an ihrem Treiben:
Ihr existiert nicht länger, wenn man von euch schweigt.

Es ist nicht eben leicht Gedichte zu verfassen
von Wölfen und Vampiren. Leicht ist das Kopieren
der Werke, die wir fantasieren. Zeigt Manieren,
denkt nach, seid fair, laßt unsre Namen nicht verblassen!

© levampyre, Mai 2008
http://abgedichtet.org

Für Vampir vielleicht auf Server 13

Und so hast du mich nun doch gefunden…
In der Finsternis hab ich auf dich gewartet.
Ich bin ganz anders als ein Mensch geartet,
ganz anders als ein Wolf, von Glanz umwunden.

Aus meinen Augen blicken funkelnd Jade-
steine, blaß die Haut, in Samt getauchtes
Alabaster und ein lang verbrauchtes
Lächeln zerrt die edle Maskerade.

Hab ich dich verängstigt, dich erschreckt?
Hier bist du eingedrungen – bleib bei mir!
Bin weder Mann, noch Weib, bin ein Vampir
und meine Kampfeslust hast du geweckt.

© levampyre, Dez. 2006
http://abgedichtet.org

Du folgtest achtlos, ahnungslos dem stillen Pfade,
der dich in meine unheilvolle Nähe brachte.
Nun wiege ich dich, zartes Menschenwesen, sachte
in meinen Armen und gewähre dir die Gnade,

die flehendlich dein Blick aus fahler Maskerade
erfragte. Laß der dumpfen Furcht, die ich entfachte,
ich, dein Häscher, uns entschweben! Nein, ich trachte
nicht nach deinem Leben – warte von Dekade

zu Dekade nur auf die verirrten Geister,
jene, die zu einer vollen Mahlzeit taugen,
um sie einen nach dem andern auszusaugen,

denn sie munden herrlich. Sieh! ich bin ein Meister
der Verführung – konnte ohne dein Bemerken
mich an deinem süßen, roten Blute stärken.

© levampyre, Dez. 2006
http://abgedichtet.org

Für Werwolf nicht auf Server 17

Flieht, Vampire, flieht! Ich werde zu euch kommen
und mich rächen, nehmen, was ihr mir genommen,
reißen euch die Haut von euren kranken Knochen,
bis ihr zahlt für das, was ihr an mir verbrochen!

Einst war ich ein Mensch und fern von euren Sitten,
bis ihr Monster mich mit Fäusten und mit Tritten
in den Krieg hineinzogt, den die Kindeskinder
bis auf’s Messer kämpfen wie besess’ne Rinder.

Lächerlich ist euer selbstverliebtes Treiben.
Teils könnt ihr nicht mal die eig’nen Namen schreiben!
Und dann kommt ihr, haltet euch für Todesboten,
doch in meinen Augen seid ihr nur Idioten…

So kämpf ich als Vampyrin einsam unter Wölfen.
(Den dummen Kötern ist ja trotzdem nicht zu helfen.)
Ich bin kein Wolf! Ich war es nie und werd‘ es nimmer.
Doch unter euch zu leben, wär‘ noch viel schlimmer.

© levampyre, Mai 2007
http://abgedichtet.org

Wenn der volle Silbermond
sich durch die blauen Wolken windet,
bleibt mein Wesen nicht verschont,
da sich das Tier zum Menschen findet.

Den Leib umwuchert stumpfes Fell,
hab messerscharfe Zähne, Krallen
und ich agiere rasend schnell.
An meiner Kunst wird jeder fallen.

Mein Heulen fährt durch alle Wipfel
und singt euch meinen Spott und Hohn.
Steig ich von meinem hohen Gipfel,
erwartet mich schon euer Lohn.

Zerfallt zu Staub nun, ihr Vampire!
Niemals brecht ihr meinen Bann.
Ihr glaubt, dass ich im Kampf verliere?
Probiert es aus, so greift mich an!

© levampyre, Dez. 2006
http://abgedichtet.org

Wie dumm, du bist so unbedarft ihr reingetappt,
in meine Falle, ach, du arme Kreatur!
Ich reiß dich, bis dein rotes Fleisch in Fetzen nur
von deinen müden Knochen tot herunterflappt.

Und tief beug ich mich hungrig über den Gewinn,
vergrab mein Wolfesantlitz in die blutge Masse.
Glaub nicht, du nackter Wurm, ich knie vor dir hin,
nur weil ich gierig schlingend nicht mehr von dir lasse!

Ich bin ein wildes Raubtier und ich raub dir alles,
dein Fleisch, dein Gold. Ich hab kein Mitleid, nein, ich krall es
mir einfach und verlaß den Ort des Todesfalles
Das nächste Opfer wartet schon, ich überfall es.

© levampyre, Dez. 2006
http://abgedichtet.org

Für Vampir NinYanna auf Server 17

Wenn Wölfe heulen und die kalte Luft
der Nacht Mäander formt, entsteige
auch ich, Vampir NinYanna, meiner Gruft
und stille wird’s, da ich mich zeige.

Des Mondes Licht fällt fahl auf die Konturen
der Weiblichkeit, die mich mit Glanz umhüllt.
Mein Kommen künden leise nur Lemuren,
ihr ahnt es, wartet meiner, Angst erfüllt.

Ich will euch jagen, Menschen, Höllenwesen
in gleicher Weise: Kampf und Blut und Raub.
Ihr fallt vor meiner Schönheit in den Staub.
Dort dürft ihr einsam und allein verwesen.

© levampyre, Jan. 2007
http://abgedichtet.org

Mein Urheberrechtsdilemma

Dienstag, 21. November 2006

Über das Urheberrecht wurde in letzter Zeit viel diskutiert. In einem Dossier hat c’t jetzt neue Gesetzesentwürfe und zahlreiche Artikel zur Urheberrechtsnovelle in Deutschland zusammengetragen. Auch mich beschäftigt dieses Thema – als Schöpfer sogenannten „geistigen Eigentums“ wie auch als Verbraucher. Da ich beiden Seiten angehöre, fällt es mir schwer, mich zu dem Gesetz zu positionieren, ich sehe Vor- und Nachteile.

Natürlich hatte ich als Dichter, der seine Texte frei und kostenlos im Netz veröffentlicht, schon oft Probleme mit versehentlichen oder völlig beabsichtigten Plagiaten. Gerade im Internet ist dann schwer an die Verantwortlichen ranzukommen. Das veranlaßt mich jedoch nicht, die Vorratsdatenspeicherung und die Möglichkeit der Abfrage dieser Daten durch Rechteinhaber gutzuheißen.

Auch fand ich die Argumentation: „Bau halt einen Kopierschutz ein oder veröffentliche nicht im Netz, wenn du nicht willst, dass deine Gedichte gelesen werden!“, schon immer absurd. Ich finde es völlig legitim, dass Leute Privatkopien machen und verwenden. Ich hätte nicht einmal etwas dagegen, dass sie meine Sachen weiterveröffentlichen, wenn sie nur den Anstand besäßen, dabei auch meinen Namen zu nennen. Freie, kostenlose Kunst für alle! Wäre das nicht eine schöne Vorstellung?

Bei vielen Verbrauchern besteht aber ein defizitäres Verständnis dafür, dass das Schaffen eines kreativen Werkes Arbeit ist, die jemand geleistet hat, ohne den das Betreffende nicht zur Existenz gelangt wäre. Dass das Recht auf Anerkennung solcher Urheberschaft überhaupt gesetzlich geregelt werden muß, ist traurig, aber offenbar nötig.

Ob ich irgendwann aufhören können werde, mich über „Diebstähle“ dieser Art aufzuregen, weiß ich nicht. Aber vielleicht ist es ja auch langsam Zeit, mich von der Vorstellung eines „geistigen Eigentums“ zu verabschieden. Ich habe ein Werk geschaffen, das sich sehen lassen kann und damit ist mein Teil der Arbeit beendet; ein Lorbeerkranz ist nicht nötig. Er macht weder das Werk schöner, noch befähigt er seinen Urheber. Es dient nur der inneren Zufriedenheit des Künstlers, wenn ihm für das, was er geleistet hat, auch die entsprechende Anerkennung zuteil wird.

Künstler, die mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen, sehen das vermutlich schon aus existentiellen Gründen anders, aber zu ihnen gehöre ich (noch?) nicht. Sie vertrauen ihre Arbeiten eher Verlagen, Lables und sonstigen „Rechteverwertern“ an und diese agieren dann z.T. durchaus agressiv und verbraucherunfreundlich (Stichwort: Kopierschutz). Bei einer solchen Fremdverwertung springt für den Urheber letztlich nicht unbedingt mehr heraus, im Gegenteil. Oftmals entstehen ihm zusätzliche Abhängigkeiten und er ist, was die Eigenverwertung anbetrifft, weniger felxibel.

In meinen Augen spielen die neuen Gesetzesentwürfe gerade in novellierten Bereichen diesen Fremdverwertern in die Hände und entfernen sich vom eigentlichen Urheber und dessen Rechten. Dem Verbraucher haftet so von vorn herein das Image eines Verbrechers an.

Die Konsequenz, um diesem Mißstand beizukommen, wäre, dass Verbraucher künftig nur noch lizenzfreie Werke nutzen und Urheber ihre Werke nur noch unter freier Lizenz zur Verfügung stellen. Aber das ist wohl eine Utopie, die noch ihre Zeit brauchen wird. Ob es in Anbetracht der Urheberrechtsnovelle nicht jetzt schon sinnvoll sein könnte, einen Anfang zu wagen, kann jeder ja für sich selbst mal überlegen. Die Möglichkeiten dazu gibt es jedenfalls. Alles, was man tun muß, ist, sich selbstständig zu informieren, um nicht am Ende der Dumme zu sein.

Tipps zum Urheberrecht

Sonntag, 17. September 2006

Wer von uns Online-Poeten, kennt das nicht? Auf einer fremden Seite, vielleicht gar unter einem fremdem Namen prangt unser eigenes Gedicht, das da offenbar ganz ohne unser Wissen veröffentlicht wurde. Wenn dann das Gefühl der Verwunderung von dem der Wut abgelöst wird, fragt sich der eine oder andere: „Ja, dürfen die das denn, kann man da nicht was tun?“ Ja, man kann. Hier stelle ich einige Tipps für Online-Poeten zum Thema Urheberrecht zusammen. Wer Fragen oder Ergänzungen hat, fühle sich frei, diese hier anzubringen.

Das Urhebergesetz (UrhG)

Das Urhebergesetz (UrhG) ist ein Gesetz zum Schutz der Rechte von Urhebern kreativer Werke, wozu auch Gedichte und Essays, nicht aber Briefe gehören. Jeder, der ein kreatives Werk geschaffen und dieses irgendwo im Netz veröffentlicht hat, ist demnach Urheber und genießt den Rechtsschutz, den das Urhebergesetz für ihn bereitstellt.

Das Gesetz besagt unter anderem, dass der Urheber bestimmt, ob und in welcher Form sein kreatives Werk veröffentlicht werden darf [12(1)] und dass er ein Recht auf Anerkennung seiner Urheberschaft hat [13(1)]. Das heißt zu Deutsch, dass sich jeder, der euer Gedicht irgendwo veröffentlicht hat, selbst wenn er euren und nicht seinen Namen darunter schreibt, erst einmal strafbar macht, wenn er euch nicht vorher um Erlaubnis gebeten hat und ihr diese erteilt habt. Schreibt er dann auch noch seinen eigenen Namen drunter, plagiiert er also euer Werk, macht er sich doppelt strafbar, ganz davon abgesehen, dass das auch höchst unmoralisch ist. Einen Rechtsverstoß dieser Art könnt ihr also zur Anzeige bringen.

Nicht, dass ihr das jetzt falsch versteht. Jeder, der euer Gedicht privat kopiert, einem Freund per E-Mail schickt oder zu hause auf sein Klopapier druckt, darf das natürlich sowieso schon tun und macht sich auch nicht strafbar, wenn er euch vorher nicht um Erlaubnis bittet. Der rechtliche Schutz beläuft sich auf die öffentliche Nutzung. Wenn ihr euer Gedicht also unveröffentlicht in der Schublade bewahrt habt, ist das Ganze eh hinfällig.

Zitate und Quellenangaben

Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, es sei okay, fremde Werke zu veröffentlichten, wenn man nur gescheite Quellenangaben macht. Dass dem nicht so ohne weiteres so ist, sollte aus dem vorhergehenden Absatz deutlich geworden sein. Für Verwirrung sorgt vermutlich Artikel 63 UrhG, der die Nutzungsbeschränkung unter der Prämisse, dass Quellenangaben gemacht werden, aufzuheben scheint. Das tut er auch, jedoch gilt das nur für ganz bestimmte Sonderfälle, die man genau kennen sollte, z.B. für Zitate.

Zitate [§51] dürfen in einem „durch den Zweck gebotenen Umfang“ veröffentlicht werden, z.B. in eigenständigen wissenschaftlichen oder kreativen Sprachwerken. Wenn ihr z.B. eine längere Interpretation schreibt oder eine Buchbesprechung oder aber ein eigenes Gedicht, in dem ihr auf ein geschütztes Werk anspielt, so dürft ihr das, wenn [!] ihr gescheite Quellenangaben macht. Ohne Quellenangabe kein Zitat und ohne Zweck schon gar nicht.

Dauer und Schutz

Jedes kreative Werk eines Zeitgenossen, egal ob es in einem Printmedium oder im Internet, ob es von einem namhaften Autoren oder von Mausi und Pinki auf ihrer Knuddelshomepage veröffentlicht wurde, ist durch das Urhebergesetz geschütz, steht also unter dem „Copyright“ seines Urhebers. Wann das Copyright verlischt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich, normalerweise gilt es bis zu 70 Jahre nach dem Tod seines Verfassers [§64]. Wurde ein Werk pseudonym veröffentlicht, gilt das Copyright bis zu 70 Jahre nach der Veröffentlichung [§66].

Maßnahmen bei Verstoß

Jeder Inhaber, Administrator oder Anbieter einer deutschen Website hat die Pflicht, ein Impressum (oder gleichwertige Kontaktmöglichkeiten) auf seiner Seite anzubringen, so dass er im Falle von Rechtsverstößen erreichbar ist. Sucht also zunächst einmal nach Kontaktdaten. Habt ihr welche gefunden, wendet euch an die Verantwortlichen. Weist sie auf den Rechtsverstoß hin, gebt die Stelle an und am besten auch die Referenz auf das UrhG und bittet sie, den Text entweder von der Seite zu nehmen oder in eine Form zu überführen, die euch angemessen erscheint, z.B. mit eurem Copyright-Symbol darunter. (Was genau getan werden soll, entscheidet ihr.) Setzt am besten auch eine Frist, bis zu der das Ganze geschehen sein soll. Reagiert der Verantwortlich nicht, wendet euch an die nächst höhere Instanz oder laßt von einem Anwalt eine Abmahnung schicken. (An der Abmahnung verdient übrigens nur euer Anwalt und nicht ihr.)

Falls es zu Streitigkeiten kommen sollte, kann es von Vorteil sein, wenn ihr von der rechtswidrigen Veröffentlichung einen Screenshot habt. Dazu installiert ihr entweder ein kostenloses Programm oder nutzt die Print-Taste auf eurem Rechner. Falls ihr dann eine E-Mail schickt, laßt euch den Empfang bestätigen, bei einem Fax hebt das Protokoll auf.

Solltet ihr auf einer Seite tatsächlich kein Impressum finden, was ebenfalls rechtswidrig wäre, könnt ihr über einen Unix-Rechner eine Whois-Abfrage machen. Wenn euch kein Unix-Rechner zur Verfügung steht, könnt ihr eine solche Abfrage auch über folgenden Web-Client machen: http://www.gulli.com/tools/whois/. Dort gebt ihr einfach die Domain z.B. „gedichte.com“ ein und klickt auf go.

Urheberschaft beweisen

Es kann unter Umständen dazu kommen, dass ihr eure Urheberschaft beweisen müßt. Das könnt ihr auf verschiedene Wege tun. Am einfachsten ist es, wenn ihr beweist, dass ihr der/die Erste ward, der/die das Gedicht veröffentlicht hat. Dabei hilft euch jede Veröffentlichung mit Zeitstempel, z.B. ein Eintrag in einem öffentlichen, nicht von euch administrierten Forum, ein Cache oder ein Screenshot mit Datum. Falls ihr mit einem Text öfter im Netz vertreten seid, kann auch Gewicht haben, dass ihr als Urheber öfter genannt seid, als bpsw. der Plagiator. (Deshalb ist es vielleicht überhaupt sinnvoll, auch dafür zu sorgen, dass das so bleibt.) Außerdem könnt ihr Zeugen bereitstellen, die für euch aussagen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, schickt sein Gedicht in einem versiegelten Umschlag per Einschreiben an sich selbst. Der Brief bekommt dann einen amtlichen Zeitstempel bei der Post. Zuhause öffnet ihr ihn nicht. Erst wenn es um die Wurst geht, also ihr in echter Bedrängnis seid, eure Urheberschaft beweisen zu müssen, öffnet ihr den Brief unter Zeugen.

Lizenzen

Wenn ihr z.B. wie ich, den Open Access Gedanken unterstützt, und die kostenlose, öffentliche Zugänglichkeit eurer kreativen Werke sicher stellen wollt, könnt ihr nach §31 UrhG allgemeine oder spezielle Nutzungsrechte, sogenannte Lizenzen oder Commons aussprechen. Auf Creative Commons könnt ihr euch rechtlich wasserdichte Lizenzen zusammenbasteln oder ihr denkt euch selbst was aus, nur juristisch wasserdicht muß es eben sein. Ich erlaube z.B. generell die Veröffentlichung meiner Gedichte, sofern einige Bedingungen eingehalten werden, wie z.B. die Nennung meines Namens. Ihr könnt über Lizenzen aber auch eure Vergütung bei Print-Veröffentlichungen regeln, denn auch darauf habt ihr laut UrhG ein Recht [§32(1)].

Wie finde ich Rechtsverstöße?

Den einen macht nicht heißt, was er nicht weiß, den anderen schon. Falls ihr euch sicher seid, dass es euch egal ist, was mit euren Texten im Netz passiert, könnt ihr diesen Abschnitt außer Acht lassen. Für alle anderen hat sich folgende Methode bewährt:

Da man davon ausgehen kann, dass die poetischen Verse eines Gedichtes relativ einmalig sind, nehmt ihr einfach eine charakteristische Zeile aus eurem Gedicht (nicht den Titel) und gebt ihn in Gänsefüßchen, „ein Vers aus meinem Gedicht“, bei Google oder MSN oder einer anderen Suchmaschine ein. Die Suche liefert euch dann alle von der Maschine indizierten Seiten, auf der sich diese Zeile in genau der Form befindet. Die Ergebnisse könnt ihr euch dann genauer angucken.

und sonst?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Privatleute ganz unterschiedlich reagieren, wenn sie auf Rechtsverstöße angesprochen werden. Die einen argumentieren unsinnig oder beschimpfen euch, die anderen erzählen, sie hätten nichts davon gewußt. Wie dem auch sei, ich halte es für wichtig, sie trotzdem über das Urhebergesetz aufzuklären und darauf hinzuweisen, dass es auch für Veröffentlichungen im Internet gilt. Provider oder sonstige Anbieter kennen sich mit den rechtlichen Grundlagen eigentlich genug aus und reagieren meist sehr schnell.

Letztlich bleibt zu sagen, dass es in den wenigsten Fällen ein Zeichen von erhabener Kunst ist, wenn ein Gedicht rechtswidrig veröffentlicht wird. Es zeugt meist nur von der Ahnungslosigkeit der Verantwortlichen. Also keine falschen Hoffnungen, ihr Sprachgenies! 😉

© Claude LeVampyre
http://abgedichtet.org

Dieser Text darf gerne, auch in gekennzeichneten Auszügen, kopiert und veröffentlicht werden, vorausgesetzt er bleibt weiterhin kostenlos zugänglich und sein Verfasser und die Quelle bleiben weiterhin genannt.

Den respektvollen Umgang propagieren

Mittwoch, 22. März 2006

Wenn Quellen via Internet für jedermann von überall her frei zugänglich sind, find ich das klasse. Da kann ich Su-Shee in ihrem Open-Access Gedanken nur unterstützen. Als Geisteswissenschaftler werde ich immer ganz neidisch, wenn meine Biotechniker-Freundin mal auf ihre elektronische Datenbank zugreift und ihre Papers online liest. Ich bin hingegen schon froh, wenn ich online bibliographieren kann. Selbst das ist nicht immer möglich und wenn ich dann eine passende und interessante Quelle gefunden habe, dann liegt sie in England im Archiv irgendeiner vertaubten Uni-Bibliothek und ich hab nicht die Kohle dorthin zu fahren. Auch die Bibliotheken haben keine Kohle (Dank der Einsparungen im Kultur- und Bildungsbereich) und können viele der interessanten Fachblätter und Zeitschriften gar nicht mehr ordern, so dass einem einfachen Studenten der Einblick verwehrt bleiben muss.

Aber auch meine Biotechniker-Freundin hat oft zu klagen, weil die Quellen zwar via Internet zugänglich wären, aber nur wenn man Mitglied eines Institutes ist, das die Kohle hat, diese und jene Fachzeitschrift zu abonnieren (und das auch tut) und auch nur wenn man Zugang zum internen Netz des Institutes hat und den bekommen man nur wenn man… und mehr des bürokratisches Gewürges. Es ist doch zum Haare ausreißen!

Dabei eröffnet das Internet einem selbstständig denkenden Wesen ganz neue Möglichkeiten – nicht nur die momentan noch weitestgehend unzensierte Publikation und Nutzbarmachung von Wissen/Kultur (für die es sich weiterhin zu kämpfen lohnt), sondern auch die technischen Grundlagen, um diese Infos kostenneutral und direkt zu besprechen und damit gemeinsam weiterzuarbeiten, gemeinsam weiterzudenken, gemeinsam neue Erkenntnisse zu gewinnen oder einfach Sympathisanten zu finden. Ich erinnere mich mit Faszination an den WTH-Vortrag von Anthony Liekens, der berichtete, wie eine Grppe von Amateur Astronomen vor der Nasa die Bilder des Saturn Mondes Titan auswertete und plötzlich die Leute von Nature und Science an der Türe klingelten. Ich bin begeistert von Projekten wie dem Project Gutenberg von Michael Hart, das mir den Zugriff auf kulturell wertvolle Literaturen ermöglicht, der Wikipedia, einer freien Enzyklopädie zum Lesen und Mitmachen oder der bibliotheca augustana, die diverse, mittelalterliche Handschriften digitalisiert hat. Sowas ist doch geil.

Ich kann verstehen, dass es Skeptiker gibt, die Angst um ihr geistiges Eigentum haben und das ist ja, wenn wir mal ehrlich sind, auch nicht ganz unbegründet. Ich selbst habe schon meine ausreichenden Erfahrungen mit Plagiatoren gemacht. Viele User des WWW glauben ernsthaft, dass der Fakt der freien Zugänglichkeit die Entwicklung krimineller Energien rechtfertigt und erklären mir, ich hätte meine Werke besser schützen müssen, wenn ich wollte, dass sie nicht plagiiert werden. Aber soll ich deswegen meine Sachen in der Schublade vergammeln lassen? Ich halte es für viel ratsamer, User über ihre Verpflichtung gegenüber dem Gesetz aufzuklären und neben dem Open-Access Gedanken auch den respektvollen Umgang mit den freien Quellen und die Achtung vor der Leistung der Schöpfer zu propagieren. Denn ich will nicht aufhören, das Potential des WWW auszuschöpfen, nur weil dort so viele Idioten rumrennen. Das ist ja in der realen Welt auch nicht anders und sperre ich mich deswegen in einen Glaskasten oder schieße mir gleich eine Kugel durch den Kopf!?