Thomas Beatie hat ein Mädchen geboren

Sonntag, 06. Juli 2008

Das war ja schon lange im Gerede: Thomas Beatie war schwanger, doch Thomas Beatie ist ein Mann. Als ich die ersten Bilder sah dachte ich, praise Photoshop! Aber die Story ging ein wenig anders. Thomas Beatie wurde als biologische Frau geboren, hat sich aber entschieden, von dieser Gotteswillkür loszusagen und sein Geschlecht in die eigene Hand zu nehmen. Er ist also inzwischen ein Mann. So weit so gut.

Nur hat Thomas eine Freundin, die leider aufgrund einer anderen Schnappsidee Gottes nicht schwanger werden kann. Damit die beiden trotzdem ein gemeinsames Kind haben konnten, entschied sich Beatie für eine künstliche Befruchtung und wurde also promt als erster Mann schwanger. Was für eine Schlagzeile!

Der Umgang mit dieser Besonderheit nimmt aber, gerade im prüden Amerika, oftmals eine hetzerische Note an. So erschien also vorgestern, nach der glücklichen Geburt, im „Hollywood Grind“ ein knapper Artikel, in dem es hieß:

Beatie’s world consists of finger pointing, snickers, and public confusion as to what she is … boy or girl? What makes Beatie think this kind of life, and environment, is mentally healthy for a child to grow up in? It appears Beatie was only thinking of herself, and not the child when she got artificially impregnated. In addition to not being able to live in a „normal“ family environment, Beatie’s daughter won’t have the benefit breast feeding provides either.

Das konnte ich natürlich nicht unbeantwortet lassen und schrieb darunter:

How could my mother be so inrresponsible to gave birth to me in this abnormal world, where people kill each other and abuse nature!? I’d rather been born into a world of only men-female, female-men, homo-, bi-, polysexual people, then to accept this. How could my mother possibly be so egoistic to produce another one, who’s standing up against intolerance and repression of minorities, rather than to raise me in a normal manner for a normal world. Holy shit, now i’m different, too and the normal world will hate me.

Wirklich, wer sich ernsthaft fragt, ob es mental gesund für ein Kind sein kann, von einer Mutter und einem Vater großgezogen zu werden, nur weil es vom Vater geboren wurde, der kann selbst in keiner gesunden Umgebung groß geworden sein, denn er hat mental noch ganz schön was aufzuholen!

Dumbledores sexuelle Vorlieben

Samstag, 20. Oktober 2007


[via: likespring]

Um ehrlich zu sein, habe ich über diese Thematik nie nachgedacht. Albus Dumbledore, der Direktor der Zaubererschule Hogwarts, war in meiner Vorstellung immer asexuell, was wohl an seiner Rolle als graubärtiger Mentor gelegen haben muß. Was Joanne K. Rowling aber gestern bei ihrer Lesestunde des siebenten Harry Potter Bandes in der Carnegie Hall über das Liebesleben des Zauberers enthüllte, hat die Zuhörer überrascht und begeistert: Albus Dumbledore ist schwul. Daran ist an sich nichts weltbewegendes, spannend finde ich eher, wie die Welt nun davon erfährt. Denn im Buch stand das so nicht und wurde allenfalls, mit viel gutem Willen in der Geschichte um seine Jugendfreundschaft zu Grindelwald angedeutet. Eine Männerfreundschaft muß nicht gleich eine schwule Beziehung sein, nicht einmal wenn sie sehr innig ist. Kann aber eben doch; wer weiß das schon…

Jedenfalls antwortete die Autorin gestern auf die Zuschauerfrage, ob Dumbledore, der ja die Liebe für die stärkste Kraft hielt, sich jemals verliebt hätte:
„My truthful answer to you… I always thought of Dumbledore as gay. [ovation] Dumbledore fell in love with Grindelwald, and that added to his horror when Grindelwald showed himself to be what he was. To an extent, do we say it excused Dumbledore a little more because falling in love can blind us to an extend, but he met someone as brilliant as he was, and rather like Bellatrix he was very drawn to this brilliant person, and horribly, terribly let down by him.“

Rowlings Geständnis (war nicht sogar vor kurzem „Comming Out Day“?) ist durchaus einleuchtend und fügt sich wunderbar in die Geschichte ein, auch wenn es selbst nicht Teil der Geschichte ist. Natürlich kann man sich jetzt streiten, ob es hätte Teil der Geschichte sein sollen. Immerhin ist Homosexualität ja nichts für das man sich schämen, mit dem man sich verstecken muß. In diesem Falle finde ich aber gut, dass die Leerstelle im Buch blieb. So kann eben jeder Leser dort nach belieben einfügen, was seine Phantasie ihm erlaubt. Dumbledore war ja in erster Linie Zauberermeister und kein Pionier der Schwulenbewegung – ganz im Gegensatz zu Frau Rowling offenbar: Die Autorin sprach damit, wie in ihren Büchern, ein allgemeines Plädoyer für mehr Toleranz. Mal sehen, was die amerikansichen Fundi-Christen dazu sagen, die ja die Potterbände sowieso schon wegen Glorifizierung der Hexerei aus den Schulbibliotheken bannen wollen. Ich finde den Gedanken an einen schwulen Dumbledore hingegen äußerst reizvoll.

The Leaky Cauldron Fansite mit Transkription der gestrigen Fragestunde, mit einigen anderen Interessanten Antworten, z.B. zum Thema goats.

Polygamie? Also das geht nun wirklich zu weit!!1!

Donnerstag, 07. Dezember 2006

Queer.de verleiht Julia Seeliger, die am vergangenen Wochenende überraschend in den Grünen-Parteirat gewählt wurde, den Homo-Orden. Ein Artikel berichtet freudig darüber. Seelig wolle die Ehe abschaffen oder vielmehr wolle sie eine Gleichberechtigung aller Lebensweisen, auch unkonventioneller wie homosexueller oder polygamer Partnerschaft, die man durch eine Abschaffung der Ehe ebenso effizient erreichen würde. Für mich, die ich seit Jahren für sexuelle und geistige Befreiung und Gleichberechtigung kämpfe, eigentlich eine prima Idee.

In den Kommentaren zum Artikel präsentiert sich die Queer-Community jedoch höchst konservativ und polyphob. „Gegen monogame Beziehungen zeitlich hintereinander im Leben ist nichts einzuwenden„, meint Gerd, aber sich gleich für polygame Beziehungen auszusprechen, das sei falsch. „Wir sind nicht im Islam, liebe Queer„, heißt es weiter und überhaupt: „Was haben die Inhalte von Frau Seeliger noch mit den Forderungen von homosexuellen Paaren zu schaffen?

Nicht nur, dass hieraus eine deutliche Unkenntnis der Lebensweisen muslimischer Gläubiger spricht, nein, auch Unlogik, Egoismus, Intoleranz und Borniertheit, sind Begriffe, die mir sofort in den Sinn kommen. Es ist geradezu erschreckend, welch kleinkariertes Denken diese Argumentation offenbart.

Vor gar nicht allzu langer Zeit war es gesetzlich Verboten, dass sich der Mann zum Manne gesellt. Sexuelle Beziehungen unter Frauen waren in der Tat so tabu, dass sie nicht einmal thematisiert wurden. Es war und ist noch immer ein Kampf, für die Freiheit solch unkonventioneller Ideen von Partnerschaft einzutreten. Wie oft erfahren Homosexuelle noch die Gewalt und Aggression jener, die sie für abnormal, widernatürlich, ekelhaft halten, die andere Lebensweisen schlicht nicht akzeptieren können, weil sie anders sind?

Und nun kommen diejenigen, die so lange wegen ihres „Andersseins“ unterdrückt wurden und werden selbst zu Unterdrückern „Andersseiender“? Polygame Beziehungen – undenkbar? Die Ehe abschaffen – undenkbar?

Da die Natur uns Menschen nun einmal mit nur zwei verschiedenen Geschlechtern geschaffen hat, ist eine reine Heterosexualität in einer polygamen Beziehung schon von der Logik her ausgeschlossen. Wer also behauptet, die Polygamie-Frage beträfte die Queer-Community nicht, hat schlichtweg nicht nachgedacht. Und da die Ehe nur ein signiertes Papier ist, das Menschen, die freiwillig einen Lebensvertrag eingehen, mit mehr Rechten ausstattet, wüßte ich nicht weshalb sie nicht entweder allen gleichermaßen gewährt oder eben als staatlich subventionierte Institution abgeschafft werden sollte. Das ist eine Frage der Gleichberechtigung und die sollte die Queer-Community nicht betreffen?

Ich bin enttäuscht und freue mich daher umso mehr darüber, dass queer.de den Orden für Frau Seeliger bereit gehalten hat und nicht für irgendeinen intoleranten Homo-Patrioten, der nicht einmal über den eigenen Tellerrand gucken kann.

CSD Berlin 2006

Sonntag, 16. Juli 2006

Etwas ungewohnt ist es ja schon, sich Mitte Juli Gedanken über das diesjährige CSD-Outfit zu machen. Dass der 28. Berliner Christopher Street Day weltmeisterschaftsbedingt um einen Monat nach hinten verschoben wurde, schmälert die Vorfreude aber dennoch nicht. Seit 5 Jahren tanze ich nun regelmäßig im knallbunten Demonstrationszug mit, jedes Jahr in irgendeiner anderen, ausgefallenen Klamotte. Als kluge Bauerntochter habe ich es sogar mal in die Bild-Zeitung geschafft. Klar, die stehen eben auf nackte Titten und das ist dann krass, geil, frech, freizügig oder weiß der Geier. Dass manche Leute einfach ein ungestörtes Verhältnis zu ihrer Sexualität haben, scheint noch immer eine befremdliche Vorstellung zu sein. Und deshalb bin ich auch dieses Jahr wieder mit dabei – diesmal in Gummi und Samt. — Demo: 22. Juli 2006, 12:30 Uhr, Ku’damm