Peirce zu Gerechtigkeit und Wahrheit
Symbole sind besonders weit von der Wahrheit selbst entfernt. Sie sind abstrahiert. Weder weisen sie die bezeichneten Eigenschaften auf, wie es Ikons tun, noch garantieren sie uns die Wirklichkeit ihrer Objekte, wie es Indizes tun. Viele Sprichwörter bezeugen einen Sinn für diese Schwäche, wie „Worte beweisen nichts“ und dergleichen. Trotzdem haben sie eine große Macht, die den entarteten Zeichen [er meint Ikons und Indizes, die keine „echten“ Zeichen sind] ganz abgeht. Sie allein drücken Gesetze aus. Auch sind sie nicht auf diese theoretische Verwendung beschränkt. Sie dienen dazu, Vernünftigkeit und Recht zustande zu bringen. In einer Welt, welche diese Dinge gewohnheitsmäßig vernachlässigt und diese Wörter nur verspottet, gehören die Wörter „Gerechtigkeit“ und „Wahrheit“ trotzdem zu den allergrößten Mächten, die in dieser Welt vorkommen. Sie rufen Beschützer hervor und erfüllen sie mit Stärke. Das ist keine Rhetorik oder Metaphorik: es ist eine bedeutende und verläßliche Tatsache, die einem Logiker wohlansteht zu berücksichtigen.
C.S. Peirce: „Neue Elemente“, S.42 in: „Zeichen über Zeichen. Texte zur Semiotik von Peirce bis Eco und Derrida“, Dieter Mersch [Hrsg.], dtv 1998 [Hervorhebung von mir]
Der Philosoph, Mathematiker und Logiker Charles Sanders Peirce (1839 – 1914) gilt als einer der Begründer der modernen Semiotik. In seinem Aufsatz „Neue Elemente“ spricht er über drei Arten oder Formen von Zeichen, die dazu dienen, die Welt, die Wahrheit, das Universum zu bezeichnen und die alle auf andere Art mit dem von ihnen Bezeichneten in Verbindung stehen. Diese Einteilung von Zeichen (etwas steht für etwas anderes) in Ikons, Indizes und Symbole ist bis heute in gutem Gebrauch. Die Sprache, die den Menschen zur täglichen Kommunikation dient, hält Peirce für Zeichen symbolischer Art. Auch wenn einige Wörter ikonisch sind, z.B. onomatopoetische, die Laute der Natur nachahmen, und andere indexikalisch, z.B. Pronomina, die auf Sub- und Objekte querverweisen, so ist „die Sprache und alles abstrakte Denken, wie es zu einem Geist gehört, der in Worten denkt, […] von symbolischer Art.“ Wie Peirce als ihr Beschützer in diesem Absatz Wahrheit und Gerechtigkeit verteidigt, fand ich einfach süß und mußte ich hier mal schnell, nahezu unkommentiert zitieren.