Historisches Archiv Köln

Ich war letzte Woche auf dem 13. Symposion des Mediävistenverbandes in Bamberg, das unter dem Leitthema „Farbiges Mittelalter“ stand, als die Nachricht vom Einsturz des Stadtarchivs bei uns eintraf. Die Stimmung glich ein wenig der nach den Angriffen auf das World Trade Centers. Bestürzung und Fassungslosigkeit beherrschte die Szenerie. Seitdem habe ich die Nachrichten zum Thema ein wenig verfolgt und wie immer hinkt die öffentliche Berichterstattung den Rundmails und Insiderinformationen hinterher. Lange war aber unklar, wie die Bergungsarbeiten vonstatten gehen, in welchem Zustand die geborgenen Archivalien sind und inwiefern fachkundige Hilfe vor Ort benötigt wird. Heute morgen habe ich ein Rundschreiben des Vereins der Archivare erhalten, in dem diese Punkte beleuchtet werden.

Es hat sich bereits ein Krisenstab aus Vertertern der Stadt, des Historischen Archivs, der Berufsfeuerwehr Köln, des Landesarchivs NRW, den Archivämtern von LVR und LWL sowie der ARGE der Stadtarchive im Städetag, des VdA und von Restauratoren gebildet, der die Bergung und Sicherstellung der Archivalien plant und koordiniert. Rechtzeitig vor dem Einsätzen der Regenfälle konnte der Trümmerberg mit einer Plane abgedeckt werden. Der Aufbau eines Dachs verzögerte sich, da die Standfestigkeit des gegenüberliegenden Gymnasiums unklar war. Inzwischen ist wohl ein Drittel des Trümmerbergs überdacht und der Bau soll in den nächsten Tagen abgeschlossen werden.

Feuerwehrleute tragen die Archivalien mit den Händen fachgerecht von der Unglücksstelle ab, wobei es sich zunächst um Stücke handelt, die bei der Bergung der Vermißten und der Räumung der Stellen, die für den Dachtbau geräumt werden mußten, gefunden wurden. Von Archivaren, Restauratoren, Museumsangestellten und anderen fachkundigen Kräften werden diese Stücke vor Ort einer ersten Sichtung unterzogen und verpackt. Sie sind in unterschiedlichem Zustand, einige Akten und Archivkartons sind beinahe unmittelbar wieder benutzungsfähig, andere Archivalien sind arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Nasses Material wird aussortiert und die mit LKW abtransportierten Schuttreste werden in einer gesonderten Halle durchgesehen und aussortiert. Abgesehen von den Rettungskräften der Feuerwehr, des THW (u.a.) sind 40-50 fachkundige Personen im Dreischichtbetrieb 24/7 im Einsatz, um das Archivgut zu sichten und für die Einlagerung vorzubereiten, bzw. zur Einfrierung zu verpacken.

Derzeit wird eine größere Halle gesucht, in der langfristig die Arbeitsbedingungen und die Sortierarbeiten besser vonstatten gehen können. Auch Magazinflächen werden benötigt. Angebote sollen an das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, z. Hd. Herrn Dr. Arie Nabrings, rafo@lvr.de, gerichtet werden. In erster Linie ruft der VdA aber in seinem Rundschreiben zur Mithilfe von fachkundigen Kolleginnen und Kollegen auf, sowohl Archivare als auch Restauratoren werden gebraucht. Hilfsangebote sollen über die Dienststellen der Helfer koordiniert werden, wobei Name, Vorname, Dienststelle, Ort, Telefonnummer, Email-Anschrift und Dauer des Einsatzes in einer Exeltabelle erfaßt und an rwwa@koeln.ihk.de (Archivare) oder bert.jacek@fh-koeln.de (Restauratoren) gesandt werden.

Die personelle Hilfe ist zunächst das Wichtigste, doch auch finanzielle Unterstützung in Form von Spenden und materielle Hilfe werden gerne angenommen. Eine Zusammenstellung über Hilfsmöglichkeiten bietet Archivalia unter http://archiv.twoday.net.

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