Die Hoffnung des Narren
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Die Hoffnung des Narren
O Falsche, du, dir will ich nicht mehr länger dienen,
läßt du mich herzlos unter eisgen Sonnen stehn.
Denkst du, ich würde immer deine Schönheit sehn,
allein dich preisen, funktionieren wie Maschinen?
Ich will erlösen mich von diesen Sklavenbanden,
die mich zu lange schon an eine Schlange ketten,
will meinen Geist befreien, ihn vor dir erretten,
und morgen rettend weiterziehn in freie Landen.
Willst endlich du den Lohn für meine Müh mir geben,
so will ich rasch zu neuen Diensten mich erheben,
will meine Sonnen tausendfach erstrahlen lassen,
dir Freudenquell, dir treuster aller Knechte sein.
Doch tust du’s nicht wird meine Liebe bald verblassen
und blinder Haß erinnern an den einstgen Schein.
I | Jun. 2003
Zur Entstehung
Mit diesem Sonett debütierte ich im Februar 2004 bei gedichte.com und vor der Weltöffentlichkeit. Nie zuvor hatte ich jemandem meine Gedichte gezeigt oder überhaupt davon geredet, dass ich Gedichte schreiben würde. Dieses hier war das erste wirklich geplante Gedicht, das erste, an dem ich entworfen, verworfen und schweißtreibend gearbeitet hatte. Es war das erste meiner Gedichte, das mir am Ende ausgereift genug erschien, als dass ich es einer Öffentlichkeit präsentieren könnte, ja, wollte, ohne mich schämen zu müssen.
Als ich es schrieb, hatte ich schweren Liebeskummer und meiner Auserwählten viele Liebesbriefe zukommen lassen. Deren Sprache hatte Ausdruck meiner edelsten Gesinnung sein sollen, denn ich neigte damals stark zur Theatralik und hatte diese kränkelnde Liebe bereits zu einem Kunstwerk stilisiert. Sie wurde mein erstes, wirklich poetisches Produkt, aus dem ich viel Schöpfungskraft zog, natürlich zu ungunsten der Beziehung, die ich damals wirklich hatte. Die meisten meiner jüngeren Gedichte entstanden aus diesem Kontext und engere Freunde von mir können durchaus noch deutlich ablesen, bis wohin das lyr. Ich einer biographischen Realität entspricht und ab wann diese biographische Realität zum künstlerischen Ausdruck, sprich zur Fiktion, wird.
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