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Veredelungsprozesse

Mittwoch, 27. Februar 2008

Veredelungsprozesse

Um meinen Hals trag unbeschwert
ein Schmuckstück ich, von größtem Wert,
das unschätzbar mein Herz begehrt,
   mit sinnverliebter Miene.
Ein Schatz ist dieses edle Band,
von Gold und Silber zart gewandt
und eingefaßt von Meisterhand:
   zwei blaue Turmaline.

Trag ich den Zierrat stolz zur Schau
(sein blondes Haar, die Augen blau),
so macht er mich zur schönsten Frau
   von allen edlen Weiben.
Sanft ruht auf meinem Dekolleté
dies Glück und fort spinnt die Idee:
Es kann solch kostbares Kollier
   uns Adel einverleiben.

XXXI | Feb 2008

Zur Entstehung

Ich sehe ein, es gibt keine unkitschigen Liebesgedichte. Die Liebe ist einfach etwas total Kitschiges, wie ein Kollier von Tiffany oder Swarowsky. Aber dennoch ist sie es irgendwie wert, bedichtet zu werden. Ich hatte schon lange die Idee, dass sie etwas ist, das Menschen veredelt und wollte das irgendwie lyrisch veranschaulichen. Wenn der Mensch, den ich liebe und den ich darob für das beste und wertvollste halte, was diese Welt je gesehen hat, wenn dieser Mensch mich für seiner Liebe wert erachtet, dann adelt mich das, es verziert mich und macht mich schön. Die Metapher eines kleidsamen Schmuckstücks lag eigentlich auf der Hand, aber manchmal braucht es eben doch diesen zündenden Gedanken und der kam mir heute morgen beim Kuscheln. Ich dachte mir, ich würde mir meinen Schatz einfach umhängen und zur Schau tragen, damit ihn jeder sehen und bewundern kann, wie eine wertvolle Kette. Na ja, und Verse basteln ist ja kein Problem mehr, wenn erst mal eine gute Idee parat ist. Voilà.

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Gedicht für Weihnachtsmuffel

Donnerstag, 06. Dezember 2007

In den Niederlanden ist das so Tradition, dass man kleine, „eingebastelte“ Geschenke zur Nikolausparty mitbringt, an denen ein selbstgeschriebenes Nikolaus- oder Weihnachtsgedicht zu hängen hat. Die Geschenke werden dann alle in einen Sack getan und dann müssen
die Gäste ein Geschenk ziehen und das Gedicht vorlesen. Auf solch eine Party war ich auch mal eingeladen und natürlich konnte bei einem Weihnachtsmuffel wie mir auch nur ein solches Gedicht dabei herauskommen:

Wir leiden heute jährlich diese Qual,
weil irgendwann vor langer Zeit einmal
ein paar Piraten olle Knochen klauten
und sie bis Bari auf dem Schiff verstauten.
Das war’n die Reste vom Herrn Nikolaus
und nach dem Brauch stellt man die Stiefel raus.
Dann kommt der Heil’ge nächstens angerannt
(der ist für seine Güte ja bekannt)
und stopft so manche Gaben in die Botten
der guten Kinder und dieselben hotten
am nächsten Morgen zu den vollen Schuhen.
Meistens könn‘ se nachts noch nicht mal ruhen.
Und ich zieh nostalgisch meine Schlüsse:
Früher reichten Apfel oder Nüsse,
heute muß es immer gleich was Großes sein
und die Kinder blicken selig drein.
Alles Friede, Freude, Eierkuchen?
Ich will das Brav-Sein gar nicht erst versuchen.
Verwerfe alles Schöne, alles Gute
und wünsch‘ mir von Sankt Niklas nur die Rute.

Oscar Wilde

Sonntag, 25. November 2007

Der irische Dichter Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde (1854-1900) ist heute vor allem für seine, die viktorianische Gesellschaft intelligent auf die Schippe nehmenden Komödien und für den von ihm gelebten, alles überragenden Ästhetizismus bekannt. In Oxford war er zunächst Professor für klassische Philologie und verfolgte dort bereits das Prinzip „L’art pour l’art“ (Kunst um der Kunst willen), das er später, als Erfolgsschriftsteller zum Zentrum seiner Lebensartistik machte, bevor ihn ein Prozess wegen angeblicher Verführung der Jugend gesellschaftlich ruinierte.

Als gezeichneter Mann ging Wilde nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus nach Paris, wo er sich unter Pseudonym bis zu seinem Lebensende aufhielt und auch beigesetzt wurde. Lesenswert sind neben den Komödien auch Wildes Kunstmärchen, sein einziger Roman „The Picture of Dorian Gray“ (Das Bildnis des Dorian Gray) und sein einziges Drama Salomé, das ursprünglich in französischer Sprache verfaßt und später von Richard Strauss zu einer Oper vertont wurde.

ΓΛΥΚΥΠΙΚΡΟΣ ΕΡΩΣ

Sweet, I blame you not, for mine the fault was, had I not been made of common clay
I had climbed the higher heights unclimbed yet, seen the fuller air, the larger day.

From the wildness of my wasted passion I had struck a better, clearer song,
Lit some lighter light of freer freedom, battled with some Hydra-headed wrong.

Had my lips been smitten into music by the kisses that but made them bleed,
You had walked with Bice and the angels on that verdant and enamelled mead.

I had trod the road which Dante treading saw the suns of seven circles shine,
Ay! perchance had seen the heavens opening, as they opened to the Florentine.

And the mighty nations would have crowned me, who am crownless now and without name,
And some orient dawn had found me kneeling on the threshold of the House of Fame.

I had sat within that marble circle where the oldest bard is as the young,
And the pipe is ever dropping honey, and the lyre’s strings are ever strung.

Keats had lifted up his hymeneal curls from out the poppy-seeded wine,
With ambrosial mouth had kissed my forehead, clasped the hand of noble love in mine.

And at springtide, when the apple-blossoms brush the burnished bosom of the dove,
Two young lovers lying in an orchard would have read the story of our love.

Would have read the legend of my passion, known the bitter secret of my heart,
Kissed as we have kissed, but never parted as we two are fated now to part.

For the crimson flower of our life is eaten by the cankerworm of truth,
And no hand can gather up the fallen withered petals of the rose of youth.

Yet I am not sorry that I loved you-ah! what else had I a boy to do,-
For the hungry teeth of time devour, and the silent-footed years pursue.

Rudderless, we drift athwart a tempest, and when once the storm of youth is past,
Without lyre, without lute or chorus, Death the silent pilot comes at last.

And within the grave there is no pleasure, for the blindworm battens on the root,
And Desire shudders into ashes, and the tree of Passion bears no fruit.

Ah! what else had I to do but love you, God’s own mother was less dear to me,
And less dear the Cytheraean rising like an argent lily from the sea.

I have made my choice, have lived my poems, and, though youth is gone in wasted days,
I have found the lover’s crown of myrtle better than the poet’s crown of bays.

Oscar Wilde (1854 – 1900)

Kurt Tucholsky

Sonntag, 25. November 2007

[audio:tucholsky1.mp3]
An das Publikum

O hochverehrtes Publikum,
sag mal, bist du wirklich so dumm,
wie uns das an allen Tagen
alle Unternehmer sagen?
Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: “Das Publikum will es so!”
Jeder Filmfritze sagt: “Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!”
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
“Gute Bücher gehn eben nicht!”
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?

So dumm, daß in Zeitungen früh und spät
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
aus lauter Angst, es soll niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus lauter Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte…
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?

Ja, dann…
Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Grießbreifresser –
Ja, dann…
Ja, dann verdienst du’s nicht besser!

Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Johann Wolfgang Goethe

Sonntag, 25. November 2007

Es gibt kaum jemanden in Deutschland, der nicht schon einmal mit Goethe, dem Koloss der deutschen Dichtung, in Berührung gekommen ist. Kaum jemand hat ihn komplett gelesen und das ist zum Glück auch gar nicht nötig. Denn innnerhalb seines umfangreichen Werks befinden sich logischerweise nicht nur Blüten. Trotzdem steht Goethe hier nicht, weil er zum Kanon gehört, sondern weil er, wie ich finde, aus gutem Grund zum Kanon gehört.

Der Besuch

Meine Liebste wollt ich heut beschleichen, aber ihre Türe war verschlossen. Hab ich doch den Schlüssel in der Tasche! Öffn ich leise die geliebte Türe!

Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen, fand das Mädchen nicht in ihrer Stube; endlich, da ich leis die Kammer öffne, find ich sie, gar zierlich eingeschlafen, angekleidet, auf dem Sofa liegen.

Bei der Arbeit war sie eingeschlafen: Das Gestrickte mit den Nadeln ruhte zwischen den gefaltnen zarten Händen; und ich setzte mich an ihre Seite, ging bei mir zu Rat, ob ich sie weckte.

Da betrachtet ich den schönen Frieden, der auf ihren Augenlidern ruhte; auf den Lippen war die stille Treue, auf den Wangen Lieblichkeit zu Hause; und die Unschuld eines guten Herzens regte sich im Busen hin und wieder. Jedes ihrer Glieder lag gefällig, aufgelöst vom süßen Götterbalsam.

Freudig saß ich da, und die Betrachtung hielte die Begierde, sie zu wecken, mit geheimen Banden fest und fester.

O du Liebe, dacht ich, kann der Schlummer, der Verräter jedes falschen Zuges, kann er dir nicht schaden, nichts entdecken, was des Freundes zarte Meinung störte?

Deine holden Augen sind geschlossen, die mich offen schon allein bezaubern; es bewegen deine süßen Lippen weder sich zur Rede noch zum Kusse; aufgelöst sind diese Zauberbande deiner Arme, die mich sonst umschlingen, und die Hand, die reizende Gefährtin süßer Schmeicheleien, unbeweglich.

Wär’s ein Irrtum, wie ich von dir denke, wär es Selbstbetrug, wie ich dich liebe, müßt ich’s jetzt entdecken, da sich Amor ohne Binde neben mich gestellet.

Lange saß ich so und freute herzlich ihres Wertes mich und meiner Liebe; schlafend hatte sie mir so gefallen, daß ich mich nicht traute, sie zu wecken.

Leise leg ich ihr zwei Pomeranzen und zwei Rosen auf das Tischchen nieder; sachte, sachte schleich ich meiner Wege. Öffnet sie die Augen, meine Gute, gleich erblickt sie diese bunte Gabe, staunt, wie immer bei verschloßnen Türen dieses freundliche Geschenk sich finde.

Seh ich diese Nacht den Engel wieder: O wie freut sie sich, vergilt mir doppelt dieses Opfer meiner zarten Liebe.

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)

Heinrich Heine

Dienstag, 20. November 2007

[audio:heine1.mp3]
Ein Fräulein stand am Meere

Ein Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.

Heinrich Heine (1797 – 1856)

Friedrich Schiller

Samstag, 03. November 2007

Nänie

Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.
Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,
und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.
Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,
die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.
Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
wenn er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.
Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich.
Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.

Friedrich Schiller (1759 – 1805)

(M)eine Interpretation der Nänie findet sich hier.

Edgar Allan Poe

Samstag, 03. November 2007

The Raven

Once upon a midnight dreary, while I pondered weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore,
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
‹‹Tis some visitor››, I muttered, ‹‹tapping at my chamber door –
Only this, and nothing more.››

Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow; – vainly I had sought to borrow
From my books surcease of sorrow – sorrow for the lost Lenore –
For the rare and radiant maiden whom the angels named Lenore –
Nameless here for evermore.

And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me – filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating
‹‹Tis some visitor entreating entrance at my chamber door –
Some late visitor entreating entrance at my chamber door; –
This it is, and nothing more.››

Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
‹‹Sir››, said I, ‹‹or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you›› – here I opened wide the door; –
Darkness there, and nothing more.

Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before
But the silence was unbroken, and the darkness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, ‹‹Lenore!››
This I whispered, and an echo murmured back the word, ‹‹Lenore!››
Merely this and nothing more.

Back into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon again I heard a tapping somewhat louder than before.
‹‹Surely››, said I, ‹‹surely that is something at my window lattice;
Let me see then, what thereat is, and this mystery explore –
Let my heart be still a moment and this mystery explore; –
Tis the wind and nothing more!››

Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately raven of the saintly days of yore.
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed he;
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door –
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door –
Perched, and sat, and nothing more.

Then this ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore,
‹‹Though thy crest be shorn and shaven, thou››, I said, ‹‹art sure no craven.
Ghastly grim and ancient raven wandering from the nightly shore –
Tell me what thy lordly name is on the Night’s Plutonian shore!››
Quoth the raven, ‹‹Nevermore››.

Much I marvelled this ungainly fowl to hear discourse so plainly,
Though its answer little meaning – little relevancy bore;
For we cannot help agreeing that no living human being
Ever yet was blessed with seeing bird above his chamber door –
Bird or beast above the sculptured bust above his chamber door,
With such name as „Nevermore“.

But the raven, sitting lonely on the placid bust, spoke only,
That one word, as if his soul in that one word he did outpour.
Nothing further then he uttered – not a feather then he fluttered –
Till I scarcely more than muttered ‹‹Other friends have flown before –
On the morrow will he leave me, as my hopes have flown before.››
Then the bird said, ‹‹Nevermore.››

Startled at the stillness broken by reply so aptly spoken,
‹‹Doubtless››, said I, ‹‹what it utters is its only stock and store,
Caught from some unhappy master whom unmerciful disaster
Followed fast and followed faster till his songs one burden bore –
Till the dirges of his hope that melancholy burden bore
Of „Never-nevermore“.››

But the raven still beguiling all my sad soul into smiling,
Straight I wheeled a cushioned seat in front of bird and bust and door;
Then, upon the velvet sinking, I betook myself to linking
Fancy unto fancy, thinking what this ominous bird of yore –
What this grim, ungainly, gaunt, and ominous bird of yore
Meant in croaking „Nevermore“.

This I sat engaged in guessing, but no syllable expressing
To the fowl whose fiery eyes now burned into my bosom’s core;
This and more I sat divining, with my head at ease reclining
On the cushion’s velvet lining that the lamp-light gloated o’er,
But whose velvet lining with the lamp-light gloating o’er,
She shall press, ah, nevermore!

Then, methought, the air grew denser, perfumed from an unseen censer
Swung by Seraphim whose foot-falls tinkled on the tufted floor.
‹‹Wretch››, I cried, ‹‹thy God hath lent thee – by these angels he has sent thee
Respite – respite and nepenthe from thy memories of Lenore!
Quaff, oh quaff this kind nepenthe, and forget this lost Lenore!››
Quoth the raven, ‹‹Nevermore.››

‹‹Prophet!›› said I, ‹‹thing of evil! – prophet still, if bird or devil! –
Whether tempter sent, or whether tempest tossed thee here ashore,
Desolate yet all undaunted, on this desert land enchanted –
On this home by horror haunted – tell me truly, I implore –
Is there – is there balm in Gilead? – tell me – tell me, I implore!››
Quoth the raven, ‹‹Nevermore.››

‹‹Prophet!›› said I, ‹‹thing of evil! – prophet still, if bird or devil!
By that Heaven that bends above us – by that God we both adore –
Tell this soul with sorrow laden if, within the distant Aidenn,
It shall clasp a sainted maiden whom the angels named Lenore –
Clasp a rare and radiant maiden, whom the angels named Lenore?››
Quoth the raven, ‹‹Nevermore.››

‹‹Be that word our sign of parting, bird or fiend!›› I shrieked upstarting –
‹‹Get thee back into the tempest and the Night’s Plutonian shore!
Leave no black plume as a token of that lie thy soul hath spoken!
Leave my loneliness unbroken! – quit the bust above my door!
Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!››
Quoth the raven, ‹‹Nevermore.››

And the raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming,
And the lamp-light o’er him streaming throws his shadow on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted – nevermore!

Edgar Allan Poe (1809 – 1849)

Charles Baudelaire

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Der französische Dichter und Essayist Charles-Pierre Baudelaire gilt als Urvater des Symbolismus und Begründer der modernen Poesie. Er lebte von 1821-1867 überwiegend in Paris und wurde von seiner Familie wegen seiner rebellischen Lebensweise enterbt. An seinem ersten und einzigen Gedichtband „Les Fleur du Mal“ (Die Blumen des Bösen) arbeitete er mehr als 30 Jahre. Als er verlegt wurde, fiel er sofort unter die Zensur; viele Texte wurden verboten.

Baudelaire stilisierte die widersprüchliche Zerrissenheit der menschlichen Seele. Seine vollendet schönen Sprachwerke schweben zwischen Spiritualität und Animalität, zwischen Spleen und Ideal und stellen sich immer wieder selbst in Frage. Sie sind umgeben vom Leitbegriff der „Ästhetik des Hässlichen“. Baudelaire selbst hüllte sich in den Mantel der Melancholia und litt darin sehr kunstvoll. In seinem durchaus lesenswerten Essay „Baudelaire“ rügte ihn der französische Philosoph Jean-Paul Sartre gerade dafür. Baudelaire übersetzte als Erster Edgar Allan Poe ins Französische. Er gilt heute als einer der bedeutensten französischen Dichter.

Harmonie du soir

Voici venir les temps où vibrant sur sa tige
Chaque fleur s’évapore ainsi qu’un encensoir;
Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir;
Valse mélancolique et langoureux vertige!

Chaque fleur s’évapore ainsi qu’un encensoir;
Le violon frémit comme un cœur qu’on afflige;
Valse mélancolique et langoureux vertige!
Le ciel est triste et beau comme un grand reposoir.

Le violon frémit comme un cœur qu’on afflige;
Un cœur tendre, qui hait le néant vaste et noir!
Le ciel est triste et beau comme un grand reposoir
Le soleil s’est noyé dans son sang qui se fige.

Un cœur tendre, qui hait le néant vaste et noir!
Du passé lumineux recueille tout vestige!
Le soleil s’est noyé dans son sang qui se fige…
Ton souvenir en moi luit comme un ostensoir!

Charles Baudelaire (1821 – 1867)
Übs.: Die Blumen schauern, da die Stunden nahn*

L’Albatros

Souvent, pour s’amuser, les hommes d’équipage
Prennent des albatros, vaste oiseaux des mers,
Qui suivent, indolents compagnons de voyage,
Le navire glissant sur les gouffres amers.

À peine les ont-ils déposés sur les planches,
Que ces rois de l’azur, maladroits et honteux,
Laissent piteusement leurs grandes ailes blanches
Comme des avirons traîner à côté d’eux.

Ce voyageur ailé, comme ils est gauche et veule !
Lui, naguère si beau, qu’il est comique et laid !
L’un agace son bec avec un brûle-gueule,
L’autre mime, en boitant, l’infirne qui volait !

Le Poète est semblable au prince des nuées
Qui hante la tempête et se rit de l’archer ;
Exilé sur le sol au milieu des huées,
Ses ailes de géant l’empêchent de marcher.

Charles Baudelaire (1821 – 1867)
Übs.: Oft fangen die Matrosen zum Vergnügen*

(M)eine Interpretation des „L’Albatros“ findet sich hier.

Le mort joyeux

Dans une terre grasse et plaine d’escargots
je veux creuser moi-même une fosse profonde,
où je puisse à loisir étaler mes vieux os
et dormir dans l’oubli comme un requin dans l’onde.

Je hais les testament et je hais les tombeaux;
plutôt que d’implorer une larme du monde,
vivant, j’aimerais mieux inviter les corbeaux
à saigner tous les bouts de ma carcasse immonde.

Ô vers! noirs compagnons sans oreille et sans yeux,
voyez venir à vous un mort libre et joyeux;
philosophes viveurs, fils de la pourriture,

à travers ma ruine allez donc sans remords,
et dites-moi s’il est encor quelque torture
pour ce vieux corps sans âme et mort parmi les morts!

Charles Baudelaire (1821 – 1867)
Übs.: Ich will in fetter Erde voller Schnecken*

Le vampir

Toi qui, comme un coup de couteau,
dans mon cœur plaintif es entrée;
toi qui, forte comme un troupeau
de démons, vins, folle et parée,

de mon esprit humilié
faire ton lit et ton domaine;
– Infâme à qui je suis lié
comme le forçat à la chaîne,

comme au jeu le joueur têtu,
comme à la bouteille l’ivrogne,
comme aux vermines la charogne
– maudite, maudite sois-tu!

J’ai prié le glaive rapide
de conquérir ma liberté,
et j’ai dit au poison perfide
de secourir ma lâcheté.

Hélas! le poison et le glaive
m’ont pris en dédain et m’ont dit:
„Tu n’es pas digne qu’on t’enlève
a ton esclavage maudit,

Imbécile! – de son empire
si nos efforts te délivraient,
tes baisers ressusciteraient
le cadavre de ton vampire!“

Charles Baudelaire (1821 – 1867)
Übs.: Du, die wie ein Messerstoß*

(M)eine Interpretation von „Le vampir“ findet sich hier.

__________
* Da ich formlosen Übersetzungen von Gedichten nichts abgewinnen kann, verweise ich auf die Übertragungen von Monika Fahrenbach-Wachendorff. Die sind nicht immer glücklich, aber immerhin reimt es sich und man erahnt, worum es geht. Da diese aber noch unter Copyright stehen, kann ich sie hier nicht einstellen, deshalb zitiere ich jeweils den ersten Vers, so dass du selbstständig googlen kannst, wenn du dich für dafür interessierst. Einfach den gesamten Vers in Anführungszeichen in die Suchmaske eingeben, et voilà!

Arthur Rimbaud

Dienstag, 30. Oktober 2007

Jean Nicolas Arthur Rimbaud war ein französischer Dichter, der 1854 in Charlesville in den Ardennen geboren wurde und 1891 in Marseille starb. Er ist heute hauptsächlich wegen seiner dramatischen, erotischen Beziehung zu Paul Verlaine bekannt, der ihm nach einem Streit in die Hand schoss und dafür zwei Jahre ins Gefängnis ging. Rimbaud, der bereits als Siebzehnjähriger Texte zum verrückt Werden schrieb, gab daraufhin das Schreiben auf und setzte sich nach Afrika ab. Interessant ist aber nicht nur seine Biographie, sondern vor allem sein ausschließlich lyrisches Oeuvre. In temperamentvollen, fein stilisierten Gedichten brechen sich unglaublich starke, geradezu irre Affekte bahn. Bekannt sind neben dem Strophengedicht „Le bateau ivre“ (Das trunkene Schiff) vor allem die „Illumination“ (Lichtbilder) und „Une saison en enfer“ (Eine Zeit in der Hölle) im vers libre.

[audio:rimbaud1.mp3]
Le dormeur du val

C’est un trou de verdure où chante une rivière
accrochant follement aux herbes des haillons
d’argent, où le soleil, de la montagne fière,
luit; c’est un petit val qui mousse de rayons.

Un soldat jeune, bouche ouverte, tête nue
et la nuque baignant dans le frais cresson bleu,
dort: il est étendu dans l’herbe, sous la nue,
pâle dans son lit vert où la lumière pleut.

Les pieds dans les glaÏeuls, il dort. Souriant comme
sourirait un enfant malade, il fait un somme.
Nature, berce-le chaudement: il a froid.

Les parfums ne font pas frissonner sa narine;
il dort dans le soleil, la main sur sa poitrine
tranquille. Il a deux trous rouges au côté droit.

Arthur Rimbaud (1854 – 1891)

Le bateau ivre

Comme je descendais des Fleuves impassibles,
je ne me sentais plus tiré par les haleurs:
des Peaux-Rouges criards les avaient pris pour cibles
les ayant cloués nus aux poteaux de couleurs.

J’étais insoucieux de tous les équipages,
porteur de blés flamands et de cotons anglais.
Quand avec mes haleurs ont fini ces tapages
les Fleuves m’ont laissé descendre où je voulais.

Dans les clapotements furieux des marées,
moi, l’autre hiver, plus sourd que les cerveaux d’enfants,
je courus ! Et les Péninsules démarrées
n’ont pas subi tohu-bohus plus triomphants.

La tempête a béni mes éveils maritimes.
Plus léger qu’un bouchon j’ai dansé sur les flots
qu’on appelle rouleurs éternels de victimes,
dix nuits, sans regretter l’oeil niais des falots!

Plus douce qu’aux enfants la chair des pommes sûres,
l’eau verte pénétra ma coque de sapin
et des taches de vins bleus et des vomissures
me lava, dispersant gouvernail et grappin.

Et dès lors, je me suis baigné dans le Poème
de la Mer, infusé d’astres, et lactescent,
dévorant les azurs verts ; où, flottaison blême
et ravie, un noyé pensif parfois descend;

où, teignant tout à coup les bleuités, délires
et rythmes lents sous les rutilements du jour,
plus fortes que l’alcool, plus vastes que nos lyres,
fermentent les rousseurs amères de l’amour!

Je sais les cieux crevant en éclairs, et les trombes
et les ressacs et les courants : Je sais le soir,
l’aube exaltée ainsi qu’un peuple de colombes,
et j’ai vu quelques fois ce que l’homme a cru voir!

J’ai vu le soleil bas, taché d’horreurs mystiques,
illuminant de longs figements violets,
pareils à des acteurs de drames très-antiques
les flots roulant au loin leurs frissons de volets!

J’ai rêvé la nuit verte aux neiges éblouies,
baiser montant aux yeux des mers avec lenteurs,
la circulation des sèves inouïes
et l’éveil jaune et bleu des phosphores chanteurs!

J’ai suivi, des mois pleins, pareilles aux vacheries
hystériques, la houle à l’assaut des récifs,
sans songer que les pieds lumineux des Maries
pussent forcer le mufle aux Océans poussifs!

J’ai heurté, savez-vous, d’incroyables Florides
mêlant aux fleurs des yeux des panthères à peaux
d’hommes ! Des arcs-en-ciel tendus comme des brides
sous l’horizon des mers, à de glauques troupeaux!

J’ai vu fermenter les marais énormes, nasses
où pourrit dans les joncs tout un Léviathan!
Des écroulement d’eau au milieu des bonacees,
et les lointains vers les gouffres cataractant!

Glaciers, soleils d’argent, flots nacreux, cieux de braises!
Échouages hideux au fond des golfes bruns
où les serpents géants dévorés de punaises
choient, des arbres tordus, avec de noirs parfums!

J’aurais voulu montrer aux enfants ces dorades
du flot bleu, ces poissons d’or, ces poissons chantants.
– Des écumes de fleurs ont bercé mes dérades
et d’ineffables vents m’ont ailé par instant.

Parfois, martyr lassé des pôles et des zones,
la mer dont le sanglot faisait mon roulis doux
montait vers moi ses fleurs d’ombres aux ventouses jaunes
et je restais, ainsi qu’une femme à genoux…

Presque île, balottant sur mes bords les querelles
et les fientes d’oiseaux clabotteurs aux yeux blonds.
Et je voguais lorsqu’à travers mes liens frêles
des noyés descendaient dormir à reculons!

Or moi, bateau perdu sous les cheveux des anses,
jeté par l’ouragan dans l’éther sans oiseau,
moi dont les Monitors et les voiliers des Hanses
n’auraient pas repéché la carcasse ivre d’eau;

Libre, fumant, monté de brumes violettes,
moi qui trouais le ciel rougeoyant comme un mur
qui porte, confiture exquise aux bons poètes,
des lichens de soleil et des morves d’azur;

qui courais, taché de lunules électriques,
planche folle, escorté des hippocampes noirs,
quand les juillets faisaient couler à coups de trique
les cieux ultramarins aux ardents entonnoirs;

moi qui tremblais, sentant geindre à cinquante lieues
le rut des Béhémots et les Maelstroms épais,
fileur éternel des immobilités bleues,
je regrette l’Europe aux anciens parapets!

J’ai vu des archipels sidéraux ! et des îles
dont les cieux délirants sont ouverts au vogueur:
– Est-ce en ces nuits sans fond que tu dors et t’exiles,
million d’oiseaux d’or, ô future vigueur ? –

Mais, vrai, j’ai trop pleuré ! Les Aubes sont navrantes.
toute lune est atroce et tout soleil amer:
L’âcre amour m’a gonflé de torpeurs enivrantes.
Ô que ma quille éclate ! Ô que j’aille à la mer!

Si je désire une eau d’Europe, c’est la flache
noire et froide où vers le crépuscule embaumé
un enfant accroupi plein de tristesses, lâche
un bateau frêle comme un papillon de mai.

Je ne puis plus, baigné de vos langueurs, ô lames,
enlever leurs sillages aux porteurs de cotons,
ni traverser l’orgueil des drapeaux et des flammes,
ni nager sous les yeux horribles des pontons.

Arthur Rimbaud (1854 – 1891)