Rap News – Nachrichten mit Rhythmus und Reim
Heute habe ich mal wieder einen Beitrag zu einem der ganz urpsrünglichen Themen dieses Blogs: Dichtkunst. Spannenderweise ist sie diesmal um eine politische Dimension erweitert, also keine Kunst um der Kunst Willen. Ich bin erst spät zum Rap gekommen, weil ich ihn musikalisch meist als extrem monoton und die Texte als chauvinistische „Meiner-ist-größer“-Botschaften wahrgenommen habe (was wohl leider auf einen großen Teil der Szene immer noch zutrifft). Aber es gibt auch guten Rap, gut gereimten, gut rhythmisierten, gut figurierten und geformten Rap. Rap, der sprachlich und inhaltlich Spaß macht und zu dieser Sorte gehören die Rap News von TheJuiceMedia (Giordano Nanni & Hugo Farrant), die man dertage bei Youtube findet. Hier ein erster Eindruck:
Die Musik ist zwar immer noch A&P-Konservendose, aber es geht auch eher darum einen konstanten Beat zu unterlegen, der als Gliederungsgrundlage für die Verse dient. Das ist also zu verschmerzen. Sprachlich und inhaltlich sind diese Beiträge aber kongenial und machen wirklich Laune. Sie behandeln politische Themen, die mir seit Beginn meiner Internetzeit am Herzen liegen, z.B. freie Kommunikation und Forschung, Überwachung, Korruption, Whistleblowing, Demokratie, etc. Ich finde, es ist schwer, Politik mit Dichtung zu kombinieren, weil man immer riskiert, sich auf einfache Formeln zu reduzieren und dabei den Blick für die Mehrschichtigkeit komplexer Themen zu verlieren. Die Rap News sind da schon relativ umfänglich und schaffen es, eine klare und nicht dumm wirkende Position zu beziehen. Rap, HipHop und Spokenword sind natürlich ein besseres Medium für längere Erläuterungen, als bspw. ein klassisches Sonett. Aber auch in dem Bereich gibt es ja bekanntlich genügend luftleeren Schrott, um die wenigen Perlen gut würdigen zu können. Die Rap News sind definitiv so eine Perle.
Hier ein Textbeispiel aus Rap News vs News World Order (The war on journalism) dem man die Freude am Spiel mit Sprache einfach anmerkt:
You know, there’s things we know, and things we don’t know. And the knowns we know we know are known as “known knowns.” Things we know we don’t know which are known as “known knowns” among the knowns and the known knowns we know go with the don’t knows.
Mehr Videos finden sich auch im Youtube-Kanal von TheJuiceMedia. Und die Julian-Verkleidung im obigen Video-Beispiel ist auch mal echt der Brüller. 🙂
November 14th, 2010 16:48
Ich verweise mal auf Torch.
Deutscher Rap, so wie er sein sollte.
http://www.youtube.com/watch?v=sD7qrBpgUUE&feature=related
November 15th, 2010 17:54
Hm, nee, das Lied trifft nicht meinen Geschmack. Der Text ist inhaltlich total unkonkret, Weltschmerz-Romantik mit entsprechend ausgelatschten Gemeinplätzen, keine eigene Position, keine Aussage. Sprachlich ist nicht mehr los als Paarreim im syllabischen 4/4-Takt, keinerlei Wortakrobatik oder Freude an phonetischer Finesse. Da kann nichts mehr über die durch Sampling-Musik in Endlosschleife erzeugte Langeweile hinweghelfen. Das reißt mich nicht vom Hocker.
November 16th, 2010 13:25
Ok, schade.
Kannst du den zufälligerweise etwas auf deutsch empfehlen, was den oben genannten Kriterien entspricht? 🙂
November 17th, 2010 13:43
Ich hab da mal für meinen Ziehsohn etwas recherchiert, aber eigentlich kenne ich mich in dem Bereich nicht wirklich aus. Ich hatte Freude an einigen Liedern von Zentrifugal (Bas Böttcher), Advanced Chemistry (Torch), Fischmob, Freundeskreis. Auch bei Dendemann, Samy Deluxe, Absolute Beginner (Jan Delay) gibt es Hörbares, wobei die Grenzen zu anderen Musikrichtungen da ja fließend sind. Was es aktuell an hörbarem Deutschen Rap gibt, weiß ich nicht. Aber da wäre ein Blick in die Slam-Szene sicherlich auch interessant.