flegeton

Der Gargoyle

Du kommst zu mir, wenn du, um Trost zu suchen,
Die Stadt verlässt, dem Alltag zu entfliehn.
Erklimmst die größere der alten Buchen
Um auf dem Sims den Stammplatz zu beziehn.

Legst vorsichtig die Hand auf meinen Rücken,
Vernarbt durch Regen, Taubenkot und Zeit.
Du fragst nach Sachen, die dich oft bedrücken,
Nach Sinn, nach Hoffnung und nach Wirklichkeit.

Du weinst. Du sagst, die andren würden leben
Ohne die Welt im Ansatz verstehn.
Sie würden immer nehmen, niemals geben.
Und blind und achtlos immer weitergehn.

Ich bin dein Beichtstuhl, Schulter, um zu weinen,
Dein Freund, ein Mentor, der dein Wort nicht stört.
Du sprichst zu mir, zu toten alten Steinen,
Als ob sonst keiner dich bemerkt und hört.

Du haderst schon in viel zu jungen Jahren
Mit dir, der Welt, und dem, was dich umgibt.
Du kannst nicht jederman von Leid bewahren.
Und doch hast du ein Herz in dir, das liebt.

Du bist so jung, so schön und voller Leben.
So wein doch nicht. Brich nicht dein Herz entzwei.
Ich kann mich nicht wie du von hier erheben,
Tu du�s und leb! Du bist so herlich frei.

© flegeton | Apr. 2006

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