Begrüßungsgedicht

So seid gegrüßt ihr Leser, Leserinnen,

wer mich schon kennt, der sei auch lieb gedrückt! Wer nicht, den will ich hier und jetzt gewinnen, empfehlen mich durch Wort von Form geschmückt. Man nennet mich mit Namen LeVampyre und von Berufung bin ich wohl Ästhet. Verzeiht, daß ich kein Wort darob verliere, wie’s um mein Alter, mein Geschlecht denn steht! Gewiss, an Schönheit kenn’ ich keinen Makel. Ich strebe nach dem hohen Ideal. Denn stetig Wasser regen in mir Ekel; ein Leben ohne Stil scheint mir fatal. Doch um zu leben muß ich euch verführen, bis ihr euch freien Willens mir ergebt. Dann öffne ich euch ungeahnte Türen in fremde Welten, die die Kunst erhebt. Ich sauge (Laßt euch dadurch nicht verdrießen!) mit eurem Blut den reinen Lebenssaft. Ihr aber sollt die Freuden voll genießen, denn daraus schöpf ich neue Geisteskraft. Doch Vorsicht! ich bin gleichsam wie die Schlange, die euch den Apfel des Erkennens reicht. Ist euch auf Kurs des Lebens gar zu bange, laßt ab von mir, bevor die Unschuld weicht!

Juni 2004

Zur Enstehung

Nachdem ich es bei gedichte.com, meinem traditionellen Heimatforum, zu einem gewissen Bekanntheitsgrad geschafft hatte, wollte ich mich auch in weiteren Lyrikforen umschauen. Bei gedichteforen.de wurde man angehalten, sich als neues Mitglied erst einmal vorzustellen. Da sich das Klientel beider Foren bis heute gut überschneidet, aber doch nicht ganz deckungsgleich ist, wollte ich nicht das übliche Blabla bringen. Ich dachte, dass man sich in einem Forum, dessen Thema Gedichte sind, nicht besser vorstellen könne, als mit einem Gedicht. Voilà.

Übrigens, der Vers, „Gewiss an Schönheit kenn ich keinen Makel“, wurde von Lesern vielfach mißverstanden. Ich beziehe mich damit nicht auf meine Schönheit (zumal in einem Gedicht sowieso immer fraglich bleibt, wer Ich eigentlich bin), sondern auf die paradoxe Annahme, etwas könne „zu perfekt“ sein, um als schön empfunden zu werden. Diese Annahme halte ich deshalb für paradox, weil das Wort „perfekt“ sich ja nicht auf eine von anderem vordefinierte, feste Größe bezieht, sondern das individuelle Empfinden eines makellosen Zu- oder Gegenstandes beschreibt, egal welche Makel anderen an demselben Zu- oder Gegenstand vielleicht entdenken. Demzufolge kann etwas, an dem ich Makel entdecke, nicht perfekt sein und schon gar nicht „zu perfekt“. Der Wert der Perfektion ergibt sich erst und nur im Auge des jeweiligen Betrachters. Ich kenn‘ an Schönheit keinen Makel, bedeutet also nicht mehr als, Schönheit erscheint mir makellos und Schönheit im Sinne einer poésie pure ist, was ich anstrebe.

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