Mein neues Chalumeau
Donnerstag, 24. April 2008Letzte Woche hatte ich mir ja bei Hahl Blockflöten (ehem. Adler-Heinrich) ein Chalumeau der Limited Edition bestellt. Ich wollte eigentlich schon lange eins haben, seit eine Freundin damals eines anschleppte. Aber ich kam erst letzte Woche nach der Session im B-Flat wieder drauf, als dort jemand ein Bambus-Sax auspackte. Heute morgen klingelte also endlich der Postbote an der Tür und ich konnte mein neues Instrument schlaftrunken in Empfang nehmen.
Wer nicht gerade ein Liebhaber Alter Musik ist, kennt das Chalumeau wohl nur als Orgel- oder Klarinettenregister, wenn überhaupt. Aber dieses hier ist ein eigenständiges Instrument, eine Art Urklarinette, die noch bis ins 17. Jahrhundert hinein in Gebrauch war und dann von der Klarinette abgelöst wurde. Zu spielen ist das Ganze wie eine Blockflöte und sieht auch so ähnlich aus, allerdings bläst man in ein Klarinettenmundstück (also ein einfach Rohrblatt) und der Klang ist, wenn man denn in einiger Übung steht, dem des Chalumeau-Registers der Klarinette in etwa gleich. Ebenso wie die Klarinette überbläst auch das Chalumeau in die Duodezime.

Mein Chalumeau ist, wie auf dem obigen Bild erkenntlich, aus schön gemastertem Olivenholz und in C gestimmt, d.h. der tiefste Ton ist das eingestrichene c‘. Aber es gibt auch Exemplare in anderen Stimmungen. Ich konnte mich ja erst nicht entscheiden, ob ich mich eher vom hellen Olivenholz oder vom dunklen Palisander angezogen fühle. Natürlich wirkt ein dunkles Instrument klassischer und ruhiger, aber ich will ja keine Klassik darauf spielen, sondern etwas Portables zum Mont-Albane-Festival mitnehmen. Mein Bauch entschied sich also für Olive.
Nach dem Frühstück habe ich nun genüßlich mein Päckchen ausgepackt und erstmal etwas mit dem Mundstück und der Montage des Blättchens mit den Schraubzwinen zu tun gehabt. Nach rückversicherndem Studium einiger Abbildungen von Klarinettenmundstücken, habe ich aber auch das hinbekommen und gleich kühn versucht, einen Ton aus dem Chalumeau zu bekommen. Ich bin ja blutiger Anfänger, was Blasinstrumente anbetrifft und natürlich kam erst einmal nur warme Luft. Ich habe zwar diverse Blockflöten zu hause, auf denen ich auch schon „Alle meine Entchen“ gespielt habe, aber hey, so’n Rohrblatt ist dann doch noch mal etwas anderes.
Alles Rumprobieren, Lutschen, Nuckeln, Beißen und Pusten wollte keine rechten Ergebnisse liefern. Wie gut, dass es das Internet gibt, wo man dann auf irgendeiner Seite nochmal nachlesen kann, wie man so eine Klarinette eigentlich anbläst und spielt. Auf die-klarinetten.de wurde ich fündig: Unterlippe über die Zähne, Mundstück weit in den Mund schieben und drauf ablegen, mit den Schneidezähnen oben draufbeißen, Lippen rum und los! Quiiieeeck! Ui, ein Ton, aber was für einer – so klingt das aber gar nicht gut. Auch die Atemtechnik ist wichtig, heißt es auf meiner Referenzseite, die alsogleich vorschlägt, das Ganze mal im Stehen und mit ausreichend Zwerchfellatmung zu probieren.
Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Ich habe bestimmt eine Stunde rumprobiert, bis ich meiner Chalumeau das erste tiefe C entlocken konnte. Eine ganz schön sabberige Angelegenheit ist das. Aber meine ersten Erfolge mußte ich natürlich trotz wunder Unterlippe gleich akustisch festhalten. Dem Anlaß unseres nächsten Chor-Konzertes entsprechend, habe ich mir einen kleinen Ausschnitt aus den Catulli Carmina von Carl Orff in d-dorisch ausgesucht. Das ist aufgrund natürlicher Halbtöne erst einmal einfacher zu greifen.
[audio:chalumeau.mp3]Na gut, na gut, nicht gleich weglaufen, ich geb’s zu, es ist noch ein Genuß für Wenige. Die Quarte ist zu tief, der Weg zur Tonika holprig und man hört mehr verpuffte Luft strömen, als echte Töne. Aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Jetzt heißt es Üben! Ich verbrate derzeit noch immens viel Luft, was zu dem Nebenrauschen und natürlich schnell zur Ermüdung führt. Wer mir da ein paar Tipps geben kann, wird gern angehört. Gibt es eigentlich irgendwelche erfahrenen Klarinetten- oder Saxophonspieler unter meinen Lesern?