det/dit – Oogn uff!
Es gibt ja einen Grund dafür, dass der Berliner zwar Oogn für „Augen“, aber nicht oof für „auf“, sondern allenfalls uff sagt. Das liegt daran, dass [au] und [au] ganz früher mal zwei unterschiedliche Vokale waren. Alles, was früher schon Diphtong [au] war, wird im Berlinerischen heute zum Monophtong [o:]. Was aber früher Monophtong [u:] war (wie z.B. mhd. ûf), ist im Berlinerischen heute Diphtong [au] oder eben kruzes [u]. Vieles, was einem Nichtberliner willkürlich erscheinen mag, wie dieses [au] zu [o:] oder zu [u], ist in Wirklichkeit sehr regelmäßig, wenn man die Gesetzmäßigkeiten kennt. Dem Durchschnittsberliner ist das natürlich nicht bewußt, er macht es intuitiv richtig.
Mir ist aber an mir selbst eine andere Regelmäßigkeit aufgefallen und ich konnte bisher nicht ergründen, ob das nur in meinem Sprachgebrauch funktioniert oder ob es auch anderen Berlinern so geht. Die Rede ist von „det“ und „dit“. Im Artikel zum Berlinischen erklärt die Wikipedia, det hieße „das“ und dit hieße „dies“. Das kleine Lexikon der Berliner Mundart versteht unter det und dit in jedem Falle „das“ und die Tony Mahoni Kommentatoren auf Spreeblick streiten sich noch, ob es det im Berlinerischen überhaupt gibt.
Ick bin Berlina inna ßweetn Jeneration und bai mia is dit so, det ick dit fawende, wenn ick n Aatikl oder n Pronom meine, det ick aba det saje, wenn ick die Konjunktion meine.
Zu Deutsch: Ich als waschechter Berliner in der zweiten Generation verwende dit für den Artikel und das Pronomen „das“ und det für die Konjunktion „daß“ oder „dass“ – und zwar ziemlich regelmäßig. Vielleicht fällt es mir deshalb weniger schwer, nach einem Komma das richtige „das/s“ zu schreiben. Genausogut könnte es aber sein, dass ich den syntaktischen Unterschied zwischen einem Pronomen und einer Konjunktion so gefressen habe, dass ich zwischen det und dit auch im Berlinerischen Sprachgebrauch unterscheide.
Watt meint denn iha annan Berlina daßu?
Juli 4th, 2007 14:57
hmpflgrmpfl,
ick würd ma sajen, dat ick imma dit saje und eijendle nie det.
fürn artikel: dit haus oda so,
und für eene konjunktion: ick sehe dat’er dit macht. da verschrumpel ick eha dit „dass“ zunnem dat und zieh et mittm er zusamm.
aba meene eenen jroßeltan sind ooch aus quedlinbog, villaicht jipts da sprachlije enflüssä.
dit füa „dies“ kann ick nich üntastützn, dit jeht ja janich! denn eha ditte da!
so. dit is meene meenung.
liebe jrüße,
snorf! 😉
Juli 4th, 2007 15:09
Ick selba vawende meestens dit – unabhängisch davon, ob Konjunktion oda ebn nich. Watt mia beim Lesen ufffiel war, dass de ja nich uff „ditte“ eenjejangen bist. „Icke, ditte, kieke mal, Oogen, Flesch und Beene!“ Jibt’s dit in deim Sprachinventa nich und wenn doch, wann jebrochste dit denn?
Ick grüße dia.
Juli 4th, 2007 20:42
Doch ick verwende ooch ab und an „ditte“, aba dann nich als „das“, sonnan eha als Demonstrativpronomn „dieses“, ß.B. in „ditte da“ ßu Neuhochdeutsch „dieses dort“. Aba ooch zu „dieses“ saje ick unta Umstänn „dit“, wenn nehmlij an der Stelle ooch n „das“ jenüngn wüade und dit also nich druff ankommt, det dit unbedingt ditte is und nich n andret.
Ick find spannnd, det Snorf offmba „dat“ sacht, wenn ick „det“ saje, also det da ßumindest üangtne Aat von Untascheidung ßwüschn Aatikl/Relativpronomn und Konjunktion jemacht wüad. Aba wenn du, icke, jaanich „det“ oder „dat“ verwendest, wie wüadist du’n ß.B. folngnen Satz uff Berlinarisch sajen?
Ich weiß, dass das hier dieses dort nicht ersetzen kann.
Juli 4th, 2007 21:54
Weeßte, LeV, dit Problem is eenfach, dat (haha!) meene Mutta mia schon früh daßu anjehaltn hat, hochdeutsch zu sprechn. Du jetze, wo ick dit schreibe, ick benutze ooch „dat“, aber nie „det“ und im Grunde nur dann, wenn ick in eenem Satzjefüge nich 2 oda 3x „dit“ habn will. Wiedaholungen sind so langweilisch, wa? In meem vorherigen Statement bezog ick mia lediglisch uff „det“, denn dit sprachste ja im Titel des Threads an (so ville Fremdwörta, pfui).
Zu deim Satz:
Ick weeß, dat dit hia ditte dort nich ersetzn kann. Jawoll!
Juli 5th, 2007 12:36
Na dit find ick ja toll! Dit is so janz nach meenm Jeschmack. Ick balina ja ooch uff deibel komm raus un pflegte det schon ana Uni so (lang lang isset her), dasse mia janich aus Balin rausjelassen ham. So bin ick nie aus Balin rausjekomn, wo ick schon jeborn wurde aber och in ßweeta Jeneraßion. Nachm Kriech sin ja ville nach Balin jekomn un mein Vata ärjerte sich imma fürchtalich üba mia.
In berlinisch zu schreiben, ist trotzdem sehr ungewohnt. Viel kann man da bei Tucholsky nachlesen. Einfach köstlich. Dem Satz von „Icke“ stimme ich zu. Übrigens pflegte ich mich mit icke immer am Telefon zu melden. Besonders wenn nachgefragt wurde, wer dran ist, war bei „na icke“ immer klar, wer es ist. Aber LeV geht den Dingen so sprachwissenschaftlich auf den Grund, dass ich nur so staunen kann. Beim berlinern habe ich mir selten solche Gedanken darüber gemacht. Es geschieht nach Gefühl. Nicht auszuschließen ist, dass dieser Dialekt auch stark durch die vielen „Rucksack“-Berliner und Berliner in 2. Generation eingefärbt ist. Dieser Dialekt lebt und verändert sich eben auch.
Juli 6th, 2007 17:44
…wenn ick mir die Sache so übaleje, denn muss ick ma saaren, di/et ick mir da injesammt nich soo sicha bin, ob man die beed´n Vokale übahaupt von´n´nannda untascheidn kann, weil di/et janße wort so kurz iß, di/et ick da keen´n Untaschied jibt.weeß vielleicht eena vonna These, ob es sich nich ooch vielleicht umme akkustüsche Lijatur handln könnte?
Jruß,
xi
Juli 6th, 2007 23:07
Also bei mia isset sicha keene Lijatur und n Untaschied zwischn den Vokaaln is tatsächlij ßu hoan und ßu meakn – sonst wea mia dit ja nij uffjefalln, det ick da n Untaschied mache. Ick will nue wissn, ob dit annan ooch so jeht. Aba man is ja ooch schon wieda foll beeinflußt, wenn man da jetz so druff achtet. Wahscheinlij müßt ick ma heimlij n Jespräch von ßwee uaberlina Pflanzn uffnehm, um ßu übaprüfn, ob die fielaicht janz unbewußt da n Untaschied machn. Aba dit Berlinerische is ja inßwischn soo ausjestoabn, det man dit kaum no ßu hoan bekommt uffe Straße…
Juli 7th, 2007 09:23
Morjen!
Ick flog jestarn reen zufällich über een Text von olle Kurt Tucholsky. Kennta den villeicht? Een Fernjespräch, so heeßt da. Jedenfalls fiel ma beim Lesen uff, dat der imma „det“ und nich eenmal „dat“ oder „dit“ benutzte.
http://www.textlog.de/tucholsky-ferngespraech.html
Nun hab ick mia gleich ne waghalsije These ausjedacht: Ey, vielleicht wurde mit da Zeit dit „det“ von dit „dit“ vadrängt! Hat nich eener von euch een Buch von Heinrich Zille? Der schrieb doch übern Berlina Jargon und seen Milljöh, oda?
Schönet Wochenende, ick muss jetze malochen.
Juli 9th, 2007 11:59
Na det isset doch! Neben Tucholsky (klar kenn wa den, s. Nr. 5 „einfach köstlich“) wäre Zille bei mia och die nächste Referenz, die ick vorjeschlajen hätte. Ick hab mia dit so jedacht: Mal vawende ick dit, mal det un och mal ditte und dit jeschieht janz nach Jefühl. Meen janzen Lebm lang hatt ick mit de atikel so meene Schwierigkeiten un mit mia un mich vawechsle ich nich eher nich. Ick weeß ja nich.
Nu muß ick och wieder malochen.
Mai 8th, 2009 16:50
„Dit“ oder „dat“ (wie im Satz da oben)….aber eher nich „det“….höchstens noch son zwischending zwichen „dat“ und „det“….aber dit is ja och nich so wichtich…dit berlinerische hat aber jenerell noch mehr druff….da kann man z.b. prima sätze verkürzen….z.B. von „Das habe ich doch gar nicht gesagt.“….über „Dit hab ick doch ja nich jesacht.“….bis zu „Dit ha-ick do ja-ne jesacht.“….Find ick irjendwie dufte !!!
August 8th, 2009 19:19
Ja, „ha-ick“ benutz ick ooch total oft. Dit is quasi eene Silbe so „haik“.
März 12th, 2012 19:08
Tach och!
Kennt einer von euch den dass/das Spruch?
„Det det det det det is, hätt ick nich jedacht!“
Hat irgendjemand eine Ahnung wo der her stammt?
Bis denne