Interpretation: Nänie ~ Friedrich Schiller
[M]Eine Interpretation
Gerade habe ich Schillers Nänie wiederentdeckt, die ich 2005 in Vorbereitung auf ein Konzert näher in mich aufsog. Die Nänie ist ein römisches Klagelied, eine Todesklage und damit mit der klassischen Strophenform der Elegie, dem Distichon verbunden. Der Text teilt sich von der Argumentation her in drei Teile. Zunächst steckt der erste Hexameter den thematischen Rahmen ab. Verschiedene Anspieungen auf die griechische Mythologie liefern Exempel, aus denen am Ende ein Schluß gezogen wird.
Die Schönheit ist mächtig, denn sie vermag es nicht nur Menschen, sondern auch Götter zu bezwingen. So zum Beispiel den stygischen Zeus, Hades, den sonst so eisernen Gott der Unterwelt. Hades, der durch Orpheus‘ kunstvollen Gesang und Saitenspiel erweicht wurde, erlaubte dem griechischen Sänger seine tote Braut, die Nymphe Eurydike, vom Tod zu befreien; dies aber unter der Bedingung der Persephone, beim Aufstieg aus der Unterwelt voranzugehen und sich nicht umzusehen. Als die Nymphe die Hand ihres Geliebten Orpheus berührt, dreht dieser sich jedoch um und Eurydike muß in der Unterwelt bleiben. Hades ruft sein Geschenk zurück.
Auch Aphrodite liebt, und zwar den schönen Knaben Adonis. Als dieser auf der Jagd von einem wilden Eber, dem verkleideten Ares, verletzt und getötet wird, bewahrt die Schaumgeborene Göttin ihn jedoch nicht vor dem Tod (denn auch das Schöne muß sterben). Ebenso handelt Thetis, die Meeresnymphe, Mutter des nahezu unverwundbaren Kriegers Achilleus, der im Trojanischen Krieg (das skäische ist das große Westtor der trojanischen Befestigungsmauer) auf Seiten der Griechen kämpft und durch einen vergifteten Pfeil des Paris getötet wird.
Aber mit den Töchtern des Meeresgottes Nereus steigt sie aus der Ägäis und beklagt den Tod des geliebten Sohnes. Mit ihr weinen die Göttinnen und Götter um die Vergänglichkeit des Schönen und Vollkommen – die Liebe spricht daraus. Denn in der Klage um den Geliebten lebt die Schönheit weiter. Die Liebe adelt den Geliebten, macht ihn schön und unterscheidet ihn darin vom Gewöhnlichen. Denn das Gemeine geht klanglos, unbeklagt, ungeliebt, unschön zum Orkus, dem römischen Gott der Unterwelt, hier wohlgemerkt in negativer Konnotation (vgl. Pluto), hinab.
Schiller bedeutet auf eindrucksvolle Weise, dass es die Liebe eines anderen Menschen ist, die einen Menschen schön macht und dass darin, in der Liebe, dieser überwältigenden und bezwingenden Macht, die Schönheit weiterlebt. Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich!
Dezember 29th, 2007 21:17
Auch für mich zählt die Nänie, nebst dem „Der Spaziergang“ und „Das Glück“, zu den elegischen Meisterleistungen von Schiller 🙂
August 28th, 2009 21:23
Schillers Hexameter sind noch immer gut genug um sich daran zu bilden, mir gefällt besonders „Der Tanz“, der in der Metrik ein sehr interessanter Hexameter ist, der vom Inhalt her, besonders anfangs eigentlich „aus der Rolle“ fällt.
November 2nd, 2009 17:37
Ich habe den Wert klassischer Gedicht nie allein darin gesehen, dass man als gebildet gilt, wenn man sie zitieren kann. Ich habe mich stehts als Erstes an den Klangmelodien ergötzt, also bin in erster Linie dem musikalischen Unterhaltungswert metrischer Dichtung erlegen. Ich denke, das ist überhaupt der Grund, warum mich damals, als ich in der Schule zum ersen Mal mit Goethe und Schiller konfrontiert wurde, überhaupt die Lust am Dichten gepackt hat.
Januar 11th, 2011 09:40
ich bin ein grosser fan der deutschen lyrik,manchmal ist das gefühl wenn ich ein gedicht von schiller lese, so intensiv dass ich eine latte bekomme 😉
Januar 21st, 2011 18:19
Na hoffentlich ist der Kaffee gemeint. Ansonsten weiß ich wirklich nicht, was solche Geständnisse in meinem Blog zu suchen hätten. *augenroll*
Dezember 25th, 2011 19:39
Die klassische Musik hat mir den Weg zur klassischen Literatur geebnet. Die Schule hatte das nicht geschafft, mich zu begeistern.
Als ich das erste Mal die Nänie von Brahms hörte – zuerst nur die Musik – empfand ich das als so beglückend, dass mir der Atem stehen geblieben ist. Es war wie ein Gefangensein in einem Raum des unendlichen Glücks und der Vollkommenheit. Ab da habe ich mich mit Schiller beschäftigt. Ab da habe ich ihn geliebt.
Mai 16th, 2012 10:12
Dieses Gedicht ist so mega ischä AALE
April 25th, 2015 11:42
Deine Interpreation ist eine Inhaltsangabe!
Nicht sehr hilfreich