Weihnachtsoratorium bei Harmonia Mundi
Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium; Dorothea Röschmann, Sopran; Andreas Scholl, Alt, Werner Güra, Tenor; Klaus Häger, Bass; Rias-Kammerchor, Akademie für alte Musik Berlin, René Jacobs, Dirigat; Harmonia Mundi, France
Wenn man zu Dussmann geht, um in den CDs oder Büchern zu wühlen, dann kommt man selten unter zwei Stunden wieder aus dem Geschhäft. Meist fehlen hinterher auch einige Euros im Portemonaie. Unerwartet unkompliziert verlief heute meine Suche nach einer geeigneten Aufnahme des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach und das obwohl das Angebot reichhaltig war.
Schon die Aufmachung der Sonderedition bei Harmonia Mundi machte einen ansprechenden Eindruck. Ein Buch im Hardcover, dreisprachig mit 120 Seiten Booklet und zwei Inlets für CDs. Als ich dann RIAS-Kammerchor, Akademie für alte Musik Berlin und Andreas Scholl las, wußte ich, dass ich mich in diese CD vermutlich auf’s erste Reinhören verlieben würde. Allerdings war sie nicht ausgepreist und ich hatte die Vermutung, dass sie den Spinnenweben in meinem Geldbeutel wohl spotten würde. Also hörte ich mich zuerst durch ein paar andere Aufnahmen im Bereich zwischen 17 und 35 Euro – es war grausam. Hier Sopranösen mit Oktavvibrato, dort krächzende Knabenchöre und andernorts eine Interpretation, die eher an Marschmusik, denn an ein Oratorium erinnerte.
Spaßenshalber fragte ich dann doch mal nach dem Preis der Sonderedition und siehe da: „Nur 19.95? Sind sie sicher?“ „Ja.“. Wie vermutet enttäuschte mich die Hörprobe nicht, im Gegenteil. Die alten Instrumente verleihen dem Klang einen gedeckten und warmen Charakter. Vom RIAS-Kammerchor ist man Gutes ja gewöhnt und auch die Solisten sind hervorragend besetzt. Der Evangelist wirkt nicht überfordert oder übereifrig, wie das bei Evangelisten häufig der Fall ist und auch die Sporanistin, von der ich vorher noch nichts gehört hatte, klingt glasklar, gar nicht wie eine Opern-Diva.
Einziges Manko ist vielleicht das Tempo der Sinfonia, die den zweiten Teil des Oratoriums einleitet. Diese hätte ich mir eine Spur flotter gewünscht, aber auch das Tempo, das René Jacobs wählt, tut ihr keinen Abbruch. Rund herum bin ich sehr zufrieden wieder auf die Straße zurück in die Realität getreten und das nach nur einer Stunde und mit nur 19.95 Euro weniger in der Tasche. Erfreulich.
Wer also derzeit nach einer guten Aufnahme des Weihnachtsoratoriums sucht, dem sei diese wärmstens empfohlen. Eine kleine Hörprobe und mehr Infos zur CD finden sich auf der Seite der Harmonia Mundi: http://www.harmoniamundi.com/others/album_fiche.php?album_id=812