Archiv für September 2007

Wahlcomputer Adé!

Donnerstag, 27. September 2007

Manchmal, wenn ich Freunde animieren möchte, sich an politischen Aktionen zu beteiligen, bekomme ich zu hören, das bringe doch eh nichts oder auch als Frage formuliert: „Was soll das denn bitte bringen?“ Die Antwort lautet: „Nicht immer gar nichts.“ Im Falle der NEDAP-Wahlcomputer hatten wir Aktionisten jetzt endlich einmal durchschlagenden Erfolg. Lange hat es gedauert, aber steter Tropfen höhlte letztlich den Stein. In den Niederlanden haben die gängigen Wahlcomputer keine Zulassung mehr bekommen, was bedeutet, dass Holland ab jetzt wieder auf Papier wählt. Das ist ein Erfolg für uns, der sich zu feiern lohnt.

Wir vom CCC hatten den Wahlcomputern nämlich eh nie vertraut, aber als wir im Herbst 2006 zusammen mit den niederländischen Jungs von wij vertrouwen stemcomputers niet (wir vertrauen Wahlcomputern nicht) mal so einen NEDAP-Wahlcomputer auseinandergenommen und überprüft haben, sind uns fast die Augen herausgekullert. Die Geräte waren nicht nur mit ein paar wenigen Handgriffen manipuliert, so dass sie am Ende sogar Schach gegen uns spielten, sie gaben bei der Eingabe der gewählten Partei auch eine elektromagnetische Strahlung ab, genannt Tempest, anhand derer sich die Wahlentscheidung des Wählers noch in über 20m Entfernung „mithören“ ließ. In einem niederländischen Fernsehbericht teilten wir unsere Endeckung mit und zahlreiche Zeitungen berichteten, so dass auch bei der Bevölkerung und bei den wichtigen Entscheidungsträgern eine Sensibilität für die Sache entwickelt werden konnte. Auch in Deutschland hofften wir auf ein Presseecho, schrieben sogar einen Bericht für das Bundesverfassungsgericht [pdf], da mit nahezu identischen Maschinen auch hierzulande bereits einigenorts gewählt wird. Wir hoffen, dass der Erfolg in Holland ein bisschen zu uns herüberweht.

Ich bin noch nicht lebensmüde!

Mittwoch, 26. September 2007

Der Zeit-Artikel über den Freitod des französischen Philosophen und Solzialtheoretikers André Gorz hat mich heute ganz schön mitgenommen. Die Entscheidung, sich mit 84 Jahren gemeinsam mit der schwerkranken Frau das Leben zu nehmen, ist krass. Es muß eine seelische Tortur sein, solche Themen rational für sich und vermutlich mit dem kranken Partner durchzudiskutieren, das Für und Wider zu beleuchten und zu wissen, dass man da über das absolute Ende spricht. Ich meine, nicht einmal als Existenzphilosoph weiß man, was das Ende für die eigene Existenz bedeutet, auch wenn man den Tod vielleicht als Schwelle zwischen Sein und Nichts betrachtet. Und sich dann für das Nichts zu entscheiden, mann-o-mann.

Ich habe meinen Freunden erzählt, dass ich das für mutig halte, sich einer solch existentiellen Problematik zu stellen, aber sie meinten, es sei bequem, störten sich sogar an meinem Emo-Geschwafel. Aber ich halte das gar nicht für Emo-Geschwafel, denn ich sehe einen deutlichen Unterschied zwischen dem Gerede über den Freitod à la „Ich bin ein Opfer und hoffe, ihr habt jetzt Gewissensbisse, wenn ich mich wegen euch umbringe oder ritze oder schlechte Gedichte über schwarzen Rosen und Blut auf dem Grab schreibe“, das unter passiven Teenies heutzutage so hip ist, und dem rational entschiedenen Freitod eines aktiven Philosophen.

Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema. Wir vermeiden es, mit diesem Thema bei uns zu Rate zu gehen und machen es uns leicht, diejenigen, die damit hausieren gehen, als Spinner abzutun (was sie vermutlich großenteils auch sind, aber das ist ein anderes Thema). Natürlich will ich kein Emo-Gelaber, weil ich mich nicht für ein Opfer (der Gesellschaft) halte, sondern weiß, dass ich selbst für mich verantwortlich bin und es für bequem halte, aufzugeben, bevor man es nicht wenigstens mit aller Willensstärke versucht hat. Aber hey, ich kannte bisher nur eine Person, die gestorben ist, und die stand mir noch nicht einmal besonders nahe. Trotzdem hat es mich getroffen, von ihrem Tod zu erfahren, weil ich sie mochte. Die Entscheidung für den Tod, selbst wenn er rational gesehen letztlich die bequemere Variante sein mag, ist mit Sicherheit keine leichte. Ich weiß nicht, ob ich mich in einer Situation, in der es mir wirklich dreckig geht, dafür entscheiden könnte. Ich hoffte, es wäre so, aber ich bezweifle das und ich glaube den Leuten meines jungen Alters schlicht und ergreifend nicht, die über ein solches Thema reden, als sei es Pillepalle für sie. Ich kann die Welt nur aus meinen Augen betrachten und ich häng viel zu sehr am Leben, als dass ich dessen Ende abtun oder mich auch nur damit abfinden könnte. Ich weiß gewiss, ich bin noch nicht lebensmüde!

edit: Dazu auch interessant, der Spiegelartikel „Todesangst als Wahlkampfhilfe„.

Kreatives Mißverständnis

Dienstag, 25. September 2007

Die Werbebranche ist dafür bekannt, von linguistischer Warte aus wirklich kreativ mit Sprache umzugehen. Das beginnt bei der Verwendung von Endreimen wie „Haribo macht Kinder froh!“ oder Alliterationen wie „Geiz ist geil!“ und geht bis zur Erfindung von Neologismen wie „unkaputtbar“ oder der Ingnoranz grammatischer Verb-Valenzen in „Wohnst du noch oder lebst du schon?“. Der französische Fernsehsender Canal Plus hat jedoch die Polysemie für sich entdeckt und daraus einen hervorragenden Witz gemacht. Polysemie, das ist die Begebenheit, dass zwei identische Worte gleicher etymologischer Herkunft zwei unterschiedliche Bedeutungen haben. Die Wikipedia nennt als Beispiel „Pferd“, das einmal ein Reittier ist, ein andermal eine Figur in einem Schachspiel. Canal Plus nimmt sich nun den Kaiserpinguin (frz. l’empereur) vor, aber seht selbst! (Das französischsprachige Video hat englische Untertitel, der Witz dürfte aber auch nicht verlorengehen, wenn man nur wenig versteht.)

Semantisches Web

Montag, 24. September 2007

Software, die nicht nur einzelne Worte und Sprachmuster erkennt, sondern auch deren Inhalt im Kontext versteht? Das gibt es bisher nicht. Die FAZ berichtet aber von einem britischen Forscherteam um David Crystal, das ein System entwickelt hat, das angeblich genau das tun soll. Dazu haben die Linguisten in den letzten 15 Jahren systematisch Texte und Wörterbücher gefilzt, um daraus 2000 Kategorien zur inhaltlichen Klassifizierung von Wörtern zu erstellen. Den Aufwand zahlt die Firma Ad Pepper, die sich davon erhofft, zukünftig automatisch maßgeschneiderte Werbung auf Webseiten anbringen zu können.

Den Traum vom semantischen Web scheint mir dieses System aber noch nicht zu erfüllen. Leider spricht der FAZ-Artikel nur wenig über die Zusammensetzung und Verknüpfung der Kategorien sowie die Funktionsweise der maschinellen Zuordnung von Texten. Wenn ich es richtig zusammenspinne, werden die semantischen Informationen nicht textintern mitgeliefert werden, sondern von mittels Kategorien außen an den Text herangetragen, so dass das System Texte vor dem Hintergrund dieser Kategorien auf relevante Worte (!) scannen kann. Das birgt natürlich nach wie vor die üblichen Probleme: Die Maschine analysiert explizite, also wörtliche Bedeutung (die Kategorien wurden ja mithilfe von Wörterbüchern erstellt). Um Sprache korrekt zu verstehen, ist aber oftmals eine Kompetenz über implizite Bedeutung, über Konnotation oder außersprachliche Kontexte nötig, bedenken wir nur die Schwierigkeit, die semantische Figuren, wie Ironie oder Metaphern darstellen. Auch semantische Relationen, wie Hyperonymie, Referenzidentität, etc., sind kontextbildende Instanzen. Sicher wird Crystals Team auch irgendeine Form von Interkontextualität zwischen den Kategorien entwickelt haben, wie flexibel dieses System aber vor dem Hintergrund sich wandelnder Sprache, Kontexte und Diskurse mit „nur“ 2000 Kategorien ist, ist fraglich. Aktuell könnte es nur, Kraft seiner semantischen Sprachkompetenz, durch den Menschen gehalten werden – ein Aufwand, der auf Dauer vermutlich nur wenig effizient ist. (Ich finde es schon ausgesprochen schwierig, meine Blogbeiträge aussagekräftigen Kategorien oder Tags zuzuordnen.) Trotzdem ist das Ganze ein spannendes computer-linguistisches Projekt, das nur leider unter der Fuchtel der falschen Firma steht.

Gelöschtes wiederherstellen

Freitag, 21. September 2007

Im digitalen Zeitalter kein Problem, aber was ist mit alten Schriftstücken aus dem Analogzeitalter? Im Mittelalter war der Beschreibstoff rar. Für ein Buch von der Größe des Codex Manesse mußten mal eben 2000 Schafe sterben. Deshalb hat man ihn oft wiederverwertet. Alte Texte, die nicht mehr gebraucht wurden oder die man für unwichtig hielt, wurden abgeschabt, um das nun leere Pergament wieder zu beschreiben. Dass dadurch z.T. echt wertvolle Texte, wie z.B. ein Archimedes-Manuskript über die Grundlagen der modernen Integralrechnung, verloren gegangen sind, ist nicht neu. Auch dass Forscher mit verschiedenen Methoden seit Jahren versuchen, diese Texte unter den Texten wieder lesbar zu machen, ist nicht neu. Neu ist, dass man dafür jetzt eine Anlage von der größe fünfer Fußballfelder verwenden kann, in der die untersuchten Schriftstücke mit starker Röntenstrahlung beschossen werden, so dass sie weder geöffnet, noch angefaßt werden müssen. Hinterher puzzelt eine Software die Schicht-Bilder zu einem lesbaren Text zusammen, wie der Spiegel heute berichtet. Bis ich aber Palimpseste mit Musiknotation, die oft als Vorlageblatt, Buchrückenverstärkung oder Einband wiederverwendet wurden, zur Röntenbestrahlung einschicken kann, wird die Arktis abgeschmolzen sein. Ich sehe nicht, dass sich bei einer solch aufwendigen Methode bald eine Forschungs-Routine für Kodikologen daraus entwickelt. Trotzdem spannende Forschung.

Seminararbeit: Das Liederbuch der Anna von Köln

Donnerstag, 20. September 2007

Das Liederbuch der Anna von Köln. Ein Aufsatz über Ms. germ. oct. 280 und seinen Bezug zur Devotio Moderna mit anschließender Handschriftenbeschreibung, Freie Universität Berlin, Sept. 2007 [Abschlußarbeit zum Proseminar „Handschriftenkunde“ der Älteren Deutschen Literatur und Sprache, geleitet von Frau Dr. Britta-Juliane Kruse]

1. Einleitung

Diese Hausarbeit soll mein Referat zum Ms. germ. oct. 280, dem sogenannten Liederbuch der Anna von Köln, im Rahmen des Proseminars „Handschriftenkunde“ im Sommersemester 2006 zusammenfassen und komplettieren. Ich beginne die Arbeit mit ein paar allgemeinen Ausführungen zur Devotio Moderna und ihrem Gründervater Geert Grote und spreche anschließend über die Handschrift selbst. Dabei fließen Beobachtungen, die ich selbst an der Originalhandschrift vornahm, ebenso ein, wie Thesen namhafter Wissenschaftler, die zu dieser Handschrift oder zu einem nahe verwandten Thema geforscht haben. Ich diskutiere Argumente der Forschungsliteratur zur Herkunft und Datierung der Handschrift und gebe Ausblicke auf eine mögliche Verbindung dieser Musikhandschrift mit der Meditationstradition der Devotio Moderna. Am Ende der Arbeit folgt eine von mir besorgte, einseitige Handschriftenbeschreibung, die sich soweit wie möglich an den Richtlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft orientiert.

2. Geert Grote und die Devotio Moderna

Die Devotio Moderna war eine Frömmigkeitsbewegung, die ihren Ursprung im geistlichen Bürgertum des 14. Jahrhunderts und namentlich bei ihrem Gründervater Geert Grote1 nimmt. Vom IJsseltal in den Niederlanden ausgehend verbreitete sie sich mit kleineren Anlaufschwierigkeiten bald über die gesamten Niederlande und weite Teile Deutschlands und Europas. Ihre vorreformatorischen Ideen sind geprägt von einer der Zeit im Allgemeinen anhaftenden Skepsis am ausschweifenden Lebenswandel des Klerus. Das Vertrauen der Gläubigen in die Kirche war durch das Exil der Päpste in Avignon, die Einflußnahme der französischen Könige und das westliche Kirchenschisma tief erschüttert. Die Modernen Devoten aber wollten die Ursprünglichkeit im christlichen Glauben wiederfienden und dorthin zurückkehren, was zur Abkehr von doktrinalen Erkenntnissen, von theologisch verkopfter und lebensfremder Religion führte. Chistus Leben auf Erden sollte zum Vorbild einer innerlichen und ehrlichen Frömmigkeit werden, in der jeder Einzelne durch Nachahmung eine persönliche Beziehung zu Gott findet. So wird es unter anderem im 1418 anonym veröffentlichten Werk „De imitatione Christi“2 formuliert, das als geistliches Hauptwerk der Bewegung und meistverbreitetes Werk im Spätmittelalter nach der Bibel gilt.

Geert Grote, der Begründer der Devotio Moderna, wird 1340 in Deventer als Sohn eines wohlhabenden, bürgerlichen Ehepaares geboren. In Paris studiert er Theologie, Medizin, Astronomie und Kirchenrecht und führt das Leben eines bibliophilen Intellektuellen. Vermutlich durch die Freundschaft zu Heinrich von Kalkar, einem Karthäuser-Mönch, und einigen anderen Mystikern, erfährt er nach und nach einen Lebenswandel. In der Karthause Mönnikhuizen, wo er einige Jahre lebt, ohne ein Gelübte abzulegen, studiert er zum Zwecke der geistlichen Fortbildung die Schriften der Kirchenväter, besonders des Heiligen Augustinus. Er entsagt seinen weltlichen Ambitionen und kehrt als Bußprediger aus dem Kloster zurück. Einflußreiche Feinde beim Klerus macht er sich dadurch, dass er in Flugschriften und kleinen Heften die Mißstände der Kirchen und Orden anprangert. So handelt er sich 1383 ein Predigtverbot durch den Bischof von Utrecht ein, das trotz Verteidigungsschriften seitens Grotes bis zu seinem Tode nicht aufgehoben wird. 1384 stirbt er im Alter von 44 Jahren an der Pest.

Die Devotio Moderna fand in drei religiösen Richtungen ihre Ausprägung, bei den Schwestern und Brüdern vom gemeinsamen Leben, bei den Chorherren und -frauenstiften der Augustiner Kanoniker und Kanonikerinnen, die im Windesheimer Kapitel zusammengeschlossen waren und den Drittordensgemeinschaften des Kapitels von Utrecht. 1374 hatte Geert Grote einen Teil seines Vaterhauses an religiös lebende Frauen gestiftet. Diese schlossen sich in einer „vita communis“ zu den Schwestern vom gemeinsamen Leben zusammen. Dies bedeutete ein frommes Zusammenleben nach klosterähnlichen Tagesabläufen, jedoch ohne Gelübte, also ohne im kirchenrechtlichen Sinne ein Kloster zu sein und mit der Option, die Gemeinschaft jederzeit wieder verlassen zu können. Ähnlich fanden sich die Brüder des gemeinsamen Lebens. Auf Anraten seines Freundes Florens Radewijns3 hatte Grote eine Gemeinschaft gestiftet. Die Brüder setzten sich zunächst aus den Schülern zusammen, die Grote aus der Kapitelschule in Deventer geholt hatte, um für ihn Bücher zu kopieren. Das Abschreiben und fertigen von Handschriften spielte auch weiterhin eine zentrale Rolle im Leben der Brüder, die sich durch deren Verkauf einerseits ihren Unterhalt verdienten, andererseits eine umfangreiche Bibliothek für den Eigenbedarf aufbauten. Schon 1387 wurde aus einer Eigeninitiative der Brüder heraus das Kloster zu Windesheim gestiftet und von Brüdern bevölkert, die ihre religiöse Lebensweise als echte Klosterbrüder komplettieren wollten. Die Bewegung stieß bei vielen Bürgerlichen auf Sympathie, so dass sie sich der Gemeinschaft anschlossen oder sich als Schüler durch die Brüder ausbilden ließen. Weitere Brüder- und Schwesternhäuser entstanden in Zwolle, Den Bosch, Lüttich, Rostock und ganz Europa. Die Klöster schlossen sich zum Kapitel von Windesheim zusammen und die Bewegung blühte bis ins 16. Jahrhundert hinein. In diese Umgebung gehört auch die Berliner Handschrift mgo 280, das sogenannte „Liederbuch der Anna von Köln“.

3. Das Liederbuch der Anna von Köln

Das Liederbuch der Anna von Köln ist eine schmucklose Papierhandschrift mit Pergamentcoupert-Einband im Kleinoktav-Format. Tervooren nennt sie eine der letzten großen Sammelhandschriften des geistlichen Liedes.4 Salmen spricht von der inhaltsvollsten Melodiequelle dieser Art.5 Die Handschrift umfaßt 82 Lieder auf 180 Folii und 23 Lagen, 24 davon sind mit Melodie notiert; größtenteils handelt es sich um Kontrafakte. 35 der Lieder sind hier singulär überliefert, 17 Lieder hat die Handschrift aber mit dem Deventer Liederbuch gemein, 16 mit dem Liederbuch der Katharina von Tirs, 10 mit dem Wienhäuser Liederbuch und 7 mit dem Werdener Liederbuch. Die meisten Lieder (67) sind in niederrheinischer Sprache verfaßt; Tervooren präzisiert, die Zielsprache sei das Ripuarische.6 Auch 15 lateinische und lateinisch-volkssprachlich gemischte Lieder sind aufgeführt.

Die 23 Lagen sind überwiegend von einer Haupthand A geschrieben, wobei die Lieder oft lagenübergreifend notiert sind. Nur die Lagen 18 (128-133), 20 (149-156) und 21 (157-164) weisen andere Hände (B + C) auf. Kleinere Nachtragungen von vier weiteren Händen (D, E, F und G) finden sich vereinzelt auf den von der Haupthand A zunächst frei gelassenen Seiten. Detaillierte Zuordnungen der Hände finden sich bei Salmen.7 Die Lagen weisen meist eine Stärke von Ternaria mit Zusatzblatt, bzw. Quaternaria mit Verlustblatt auf. Verluste sind wahrscheinlich: Salmen beklagt, dass einige Lieder abrupt abbrechen und weist darauf hin, dass der heutige Zustand der Handschrift nicht der ursprüngliche ist.8 Er nimmt an, dass zumindest Lage 18 später eingefügt wurde, weil diese zusammen mit Lage 17 zwischen die Lage 16 geheftet wurde und älteren, externen Ursprungs zu sein scheint.

Hand A schreibt in klarem Duktus und rubriziert Lombarden. Liedanfänge werden mit einer rubrizierten Gattungsbezeichnen (Carmen, Hymnus, etc.) oder einem Melodieverweis (Sub nota…) gekennzeichnet. Versanfänge bekommen ein rubriziertes „ver“ oder „v“ mit übergesetzter Er-Kürzung. Es kommt vor, dass Lieder in einer Buchschrift begonnen, aber in einer Kursiva beendet werden oder andersherum. Auch gibt es z.T. vorbereitete, aber leere Notensysteme oder Lücken, wo später Notensysteme eingefügt werden sollten. Hand B schreibt Lage 18, wobei besonders auffällig die Rundbogenligaturen sind, die nur in diesem Teil auftreten. Auch sprachlich weicht Lage 18 ab und tendiert zum Niederländischen. Hand C schreibt mit breiter Feder auf ein gelbliches Papier. Die gesamte Handschrift weist starke Gebrauchsspuren auf.

Auf Folio 1r findet sich der Besitzvermerk: „Dit boek hoert toe anna van collen der et fynt eer et verloeren w(ort) der serft ouc wall eer hey kranck wort„, der der Ms. germ. oct. 280 ihren Namen gibt. Auch auf 128v und 137v hat sich Anna verewigt. Einmal wiederholt sie den Besitzeintrag, ein anderes Mal erklärt sie, Trinchen von Kleve sei ihre beste Freundin: „tringen van kleif dat ijs myn aller liefte vriundijn„.

3.1 Datierung und Herkunft

Als jüngster Teil der Handschrift gilt der Nachtrag von Hand D auf Folio 1v. Dort wurden mit einer flüchtigen Kursivschrift die zweite und dritte Strophe der Pfingst-Leise „Nu bydden wir den hilgen geist“ nachgetragen. Diese Strophen stammen von Martin Luther, können aber nicht vor ihrem Erstabdruck 1524 bekannt gewesen sein9. , weshalb dieser Nachtrag auf nach 1524 datiert ist. Den ältesten Teil der Handschrift, Lage 18, datieren verschiedene Paläographen aufgrund der später unüblichen Rundbogenligaturen auf 1500.10 Dieser Teil könnte ursprünglich den Anfang einer anderen, niederländischen Handschrift gebildet haben, da gerade das erste Blatt starke Gebrauchsspuren (Tintenabrieb) aufweist.11

Sowohl Wilbrink, als auch Salmen stellen fest, dass die Schrift und besonders die Rundbogenligaturen in Lage 18 sehr viel Ähnlichkeit mit denen im Deventer Liederbuch aus dem Lammenkloster haben. Auch sind die vier in dieser Lage notierten Lieder Parallelüberlieferungen zur Hs. Deventer, zwei davon sind nur in diesen beiden Manuskripten überliefert. Außerdem weicht dieser Teil der Handschrift sprachlich von den übrigen Teilen ab, da die Lieder niederländisch und nicht niederrheinisch sind.12 Deshalb gehen Wilbrink und Salmen davon aus, dass Lage 18 möglicherweise von einer Deventer Schreiberin geschrieben wurde. Es könnte sein, so Wilbrink weiter, dass diese in ein Schwesternhaus am Niederrhein versetzt wurde. Zumindest wären solche Versetzungen vorgekommen, aber auch Liedaustausch habe definitiv stattgefunden. Wilbrink schlägt für die Lokalisierung der Handschrift deshalb das Schwesternhaus in Emmerich vor.13

Obwohl die Handschrift relativ viele lateinische Lieder und auch Notation enthält, wird ihre Entstehung in einem Schwesternhaus vermutet. Dies ist ungewöhnlich, da die Schwestern der Devotio Moderne meist nur wenig Latein sprachen und auch in der Musiklehre nicht so geschult waren, wie die Brüder.14 Hascher-Burger schreibt, dass geringe Lateinkentnisse nur bei den Chorfrauen der Windesheimer Kongregation vorausgesetzt werden konnten, weil diese lateinische Lieder zu singen hatten. Chorfrauen mit guten Lateinkenntnissen hatten sich diese meist schon vor dem Eintritt ins Kloster angeeignet.15

Nicht aber allein des Besitzeintrages einer Frau wegen, sondern vor allem aus inhaltlich-motivischen Gründen, kommt eher ein Schwesternhaus als Entstehungsort in Frage. Aufgeführt werden Weihnachtslieder, Lieder der minnenden Seele, Passionsbetrachtungen, Marienlieder und Lieder auf ausgewählte Heilige (Agnes, Anna, Getrud). Jesus wird oft als Bräutigam, Weinschenk oder sogar als Nachtgänger thematisiert.16 Die Weiblichkeit der Liedinhalte bestünde in einer Verbindung aus Religion und Eros und die Grundstimmung entspräche dem Desiderium, schreibt Salmen.17

Gleichzeitig zweifelt er Wilbrinks Lokalisierung im Schwesternhaus Emmerich an. Da der Großteil der Texte einen Lautbestand aufweist, der noch heute im Kölner Raum gesprochen würde und auch der Besitzeintrag der Anna nach Köln verweist, hält er ein Schwesternhaus in oder um Köln für den wahrscheinlicheren Entstehungsort.18 Wilbrinks Argument, Anna hätte den Zusatz „van Collen“, der sich wohl auf ihren Herkunftsort bezieht, nicht gebraucht, hätte sie sich in Köln befunden19 , hält Salmen für wenig kräftig. Ich schließe mich ihm in diesem Punkt an, denn in einer Handschrift mit Druck, genannt „Statuten und Concordata der Stadt Collen und Formelbuch“,20 fand ich folgenden Eintrag:

1644 haff ich Anna von Collen ihm dit buch bezalt

Nun kann man nicht davon ausgehen, dass diese Anna mit der Besitzerin des Liederbuchs identisch ist, da letztere ja ca. 100 Jahre früher gelebt hat. Wohl kann man aber davon ausgehen, dass sie Kölnerin ist, wenn sie ein Buch mit den Statuten der Stadt Köln kauft. Dennoch schreibt sie den Zusatz „von Collen“. Warum sollte die Anna im Liederbuch das nicht ebenfalls getan haben, auch wenn sie sich in Köln befand?

Als sicher gilt aber, dass eine Urheberschaft Annas sowohl an den Liedern als auch an der Handschrift ausgeschlossen werden kann. Ihre Schreibversuche (in der Nähe ihrer Besitzeinträge übt sie immer wieder Majuskel) zeichnen sie als ungeübte Schreiberin aus und die Vermutung, dass sie eine wenig gebildete Begine war, liegt nahe.21 Die Handschrift weist aber wenige Schreibfehler auf und deutet auf eine souveräne Schreiberin hin. Salmen geht davon aus, dass von einer Vorlage kopiert wurde.22

3.2 Musik und Meditation

24 der 82 Lieder in Annas Büchlein sind mit Notation überliefert, zwei davon („In dulci iubilo“ und „Iure plaudant omnia“) sogar mit zweistimmigen Melodien. Bei der Notation handelt es sich um eine späte Neumenschrift, die sogenannte gotische Choralnotation, die je nach Umfang der Melodie auf zwei bis fünf Notenlinien notiert wurde. Drei verschiedene Schlüssel (f, c und g) sind in Benutzung, z.T. werden sogar zwei Schlüssel in dasselbe System geschrieben. Die Notation ist simpel und beschränkt sich überwiegend auf die Einzelnoten Virga und Punctum. Sie verwendet keine Pausen. Die wenigen Ligaturen, die Verwendung finden (u.a. Pes, Climacus, Bistropha), entsprechen eher den deutschen Ausformungen als den französischen23, obwohl eine nähere Analyse hier mehr Aufschluß geben würde.

Verhältnismäßig simpel ist nicht nur die Notation der Lieder, sondern auch die gesamte musikalische Anlage. Zwar handelt es sich um Strophenlieder, doch sind diese meist einstimmig und weisen eine einfache Melodieführung auf. Auch die wenigen zweistimmigen Lieder beschränken sich auf den homophonen Satz in parallelen Quinten und sind kein Vergleich zur florierenden Kunstfertigkeit der niederländischen Vokalpolyphonie, die um dieselbe Zeit gepflegt wurde. Darin entsprechen sie aber ganz der Musikauffassung der Devotio Moderna, der es in erster Linie um den Text und dessen Verständlichkeit ging. Die Musik dürfte diesen keineswegs dominieren und war eher ein Vehikel der sprachlichen Inhalte.24 Dies hatte schon der von der Devotio verehrte Heilige Augustinus gefordert.

Welche Funktion hatte dann aber Musik in der Devotio Moderna und welchen Zweck erfüllte das Liederbuch der Anna von Köln? In ihrer Untersuchung zu einer Musikhandschrift der Devotio Moderna25 stellt Ulrike Hascher-Burger eine ähnliche Frage und argumentiert für die Verwendung von Musik im Rahmen der Meditation und als Begleitung der Handarbeit.26 Ihre Hauptargumente sind dabei:

  • Ein Verbot des Orgelspiels im Dormitorium von 1464 beweist, dass in Schwesternhäusern auch außerhalb der lithurgischen Praxis musiziert wurde.
  • Schriften von Verfassern der Devotio, Moderna bringen die Musik in Verbindung mit der Meditation und erklären, dass Musik die Handarbeit erleichtere.
  • Notation in Verbindung mit geistlicher Meditationslyrik deutet auf Gesang hin.
  • Einzelne Liedtexte deuten die Verbindung von Musik und Meditation an und behandeln Themen, über die auch meditiert wurde.
  • Die Musikhandschriften der Devotio weisen eine praktische Gebrauchsgröße (oktav) auf und sind in ihrer Anlage den Rapiarien ähnlich.

Rapiarien, das waren persönliche Notizbücher mit Texten zu wichtigen Punkten der Meditation, die sich Anhänger der Devotio selbst anlegen sollten. Solche Rapiarien weisen eine ungeordnete Anlage auf, sind klein und schmucklos und wurden über einen längeren Zeitraum in ungebundener Form angelegt, da die Texte darin erst gesammelt werden mußten. Bei dieser längerwährenden Niederschrift kommt es zur Verwendung verschiedener Tinten und Papiere, der Schriftduktus ändert sich, obwohl die Schreiberhand diesselbe bleibt, die Papiere weisen starke Gebrauchsspuren auf und am Ende der Lagen befinden sich oft leere Seiten.

Die meisten dieser Merkmale treffen auch auf das Liederbuch der Anna von Köln zu. Auf Folio 73v steht die erste Strophe eines Liedes z.B. in Buchschrift, die weiteren aber in einer Kursiva, während das Lied auf Folio 141r kursiv endet und ein neues auf derselben Seite in Buchschrift begonnen wird. Auch hier finden sich am Ende der Lagen oft leere Seiten und die Gebrauchsspuren der schmuklosen, kleinformatigen Handschrift sind kaum zu übersehen.

Wenn es sich bei Annas Liederbuch um ein solches musikalisches Rapiarium handeln sollte, so kann man nicht davon ausgehen, dass es dem Ursprung nach Annas Liederbuch war. Denn diese hätte es ja sonst selbst anlegen müssen. Wahrscheinlich ist, dass die Lagen erst später zusammengebunden wurden, wobei auch die Einschübe der Lagen 18, 20 und 21 hinzugekommen sind, und dass die Handschrift erst dann in Annas Besitz überging. Auch wäre, wenn es sich um ein Notizbuch zur persönlichen Meditation handelt, ungeklärt, warum darin zweistimmige Lieder überliefert sind.

Es folgt die Handschriftenbeschreibung nach den Richtlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1992:

Berlin, SBB-PK, Ms. germ. oct. 280

Das Liederbuch der Anna von Köln
Konvolut geistlicher Lieder mit Notation

Papier ∙ 180 Bll. ∙ 9,6 x 7,2 cm ∙ Niederrhein ∙ 15. Jh.

deutlich versch. Papiersorten, Gebrauchsspuren, teilw. restauriert, keine Wasserzeichen, Stempel der Königlich-Preussischen Bibliothek (1r, 175v) ∙ Lagen: 23 Lagen unterschiedl. Provenienz, Lieder oft lagenübergreifend notiert, Lagenformel bei Salmen S.3, neuzeitliche Tintenfoliierung mit arab. Ziffern rechts unten vergißt 40 und 155, neuzeitliche Bleistiftfoliierung mit arab. Ziffern rechts oben, Halbblätter mit Ergänzungen zwischen 10v-11r und 48v-49r ∙ Schrift: 7×5 cm Schriftraum, einspaltig, auf leeren Seiten z.T. Liniierung erkennbar, Bastarda in versch. Varianten, teilweise Kursiva, gotische Choralnotation auf 2 – 4 schwarzen oder roten Notenlinien, 7 Hd., rubrizierte Lombarden am Liedanfang, rubriziertes versus am Strophenanfang, teilweise rot unterstrichene o. durch Rubrizierung hervorgehobene Worte, rubrizierte Hinweise zur Gattung/Kontrafaktur: carmen, hymnus, repetitio, sub nota…, teilw. Ergänzungen vergessener Worte außerhalb des Schriftraumes, teilw. Aussparungen für Lombarden/Rubrizierung (82v-87r, 97v-101v, 110v-127v, etc.) o. für Notenlinien (37r, 92v, etc.), teilw. Notenlinien ohne Noten (22, 92r, 94v, etc.), Federproben (6v, 127v, 136v), leere Seiten (3v-6r, 74v-77r, 87v-90v, etc.) ∙ Einband: schmuckloser Pergament-Couperteinband mit Messingschließe, restauriert

Datierung/Provenienz: 129r-134v der Schrift nach ältester Bestandteil um 1500 (Wilbrink S.56), jüngste Einträge (Federproben + Besitzvermerk) nach 1524 (Bolte), Verbleib unklar, seit 1863 im Besitz der Königlich-Preussischen Bibliothek

Inhalt: 82 geistliche oder mit geistlichen Inhalten versetzte weltliche Lieder in lateinischer und/oder niederrheinischer Sprache aus dem Repertoire der Devotio Moderna, davon 24 mit Melodie, ein- bis zweistimmig, großenteils Kontrafakte, Besitzvermerke:

  • 1r – Dit boek hoert toe anna van collen der et fynt eer et verloeren w(ort) der serft ouc wall eer hey kranck wort
  • 128v – tringen van kleif da ijs myn allerliefte vriundijn myeste van lyf tringen […] bi uch dat bedrft mych
  • 137v – dit hurt tzo anna van kollen der et fynt der geff

Literatur: M.J. Pohl [Hrsg.]: Thomae Hemerken a Kempis opera omnia IV, Freiburg i.Br. 1918, S. 490f. ∙ G.G. Wilbrink (Sr. Marie Josepha): Das Geistliche Lied der Devotio Moderna. Ein Spiegel niederländisch-deutscher Beziehungen, Nijmegen 1930, S. 14, 56-58, 61, 215f. ∙ H. Degering: Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preussischen Staatsbibliothek. III. Die Handschriften in Oktavformat und Register zu Band I-III., Leipzig 1932, S. 95 ∙ W. Salmen, J. Koepp: Liederbuch der Anna von Köln (um 1500), Düsseldorf 1954 [Denkmähler reihnischer Musik Bd. 4] ∙ Reaney, Répertoire international des sources musicales, Bd. IV 4: Handschriften mit mehrstimmiger Musik des 14., 15. und 16. Jahrhunderts, hg. von K.v. Fischer, München/Duisburg 1972 ∙ M. de Bruin und J. Oosterman, Repertorium van het Nederlandse lied tot 1600, Gent/Amsterdam 2001, H026 ∙ U. Bodemann-Kornhaas: Die kleineren Werke des Thomas von Kempen. Eine Liste der handschriftlichen Überlieferung, in: Ons Geestelijk Erf 76 (2002), S. 149 ∙ Peter Jörg Becker und Eef Overgaauw: Aderlaß und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln, Mainz 2003, S. 118f. ∙ A.-D. Harzer, In dulci iubilo. Fassungen und Rerzerptionsgeschichte des Liedes vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Tübingen 2006 [Mainzer Hymnologische Studien 17], S. 31f., 69 ∙ H. Tervooren : Van der Masen tot op den Rijn. Ein Handbuch zur Geschichte der mittelalterlichen volkssprachlichen Literatur im Raum von Rhein und Maas. Berlin 2006, S. 167, 171

Literatur

Hier erscheinen die für diese Arbeit verwendeten Quellen.

  • U. Hascher-Burger: Musica Devota. Centrum für Musik der Devotio Moderna, www.musicadevota.nl, 2002-2006; und hier besonders: /berlin%20280.htm und /Inc.berlin%20280.htm
  • U. Hascher-Burger: Gesungene Innigkeit. Studien zu einer Musikhandschrift der Devotio Moderna, (Utrecht, Universiteitsbibliotheek, ms. 16 H 34, olim B 113). Mit einer Edition der Gesänge, Leiden und Boston 2002 [Studies in the History of Christian Thought 106]
  • G.G. Wilbrink (Sr. Marie Josepha): Das Geistliche Lied der Devotio Moderna. Ein Spiegel niederländisch-deutscher Beziehungen, Nijmegen 1930
  • W. Salmen, J. Koepp: Liederbuch der Anna von Köln (um 1500), Düsseldorf 1954 [Denkmähler reihnischer Musik Bd. 4]
  • H. Tervooren : Van der Masen tot op den Rijn. Ein Handbuch zur Geschichte der mittelalterlichen volkssprachlichen Literatur im Raum von Rhein und Maas. Berlin 2006
  • P. J. Becker und E. Overgaauw: Aderlaß und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln, Mainz 2003
  • Karl Egger [u.a.]: Studien zur Devotio Moderna, Bonn 1988

Sept. 2007
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  1. In älteren Publikationen (Wilbrink 1930, Salmen 1954) findet sich die Schreibweise Groote, während jüngere Publikationen (Hascher-Burger 2002) die Schreibweise Grote wählen, der ich mich hier anschließe.
  2. Das Werk wird dem Mystiker und Augustiner-Mänch Thomas a Kempis (~1380 – 1471) zugeschrieben. Seine Urheberschaft ist aber noch immer umstritten. (Hascher-Burger 2002, S. 117)
  3. Florens Radewijns (gest. 1400) wurde daraufhin erster Rektor des Fraterhauses in Deventer.
  4. Tervooren 2006, S. 167
  5. Salmen/Koepp 1954, S. 3
  6. Tervooren 2006, S. 167
  7. Salmen/Koepp 1954, S. 4
  8. ebd.
  9. Tervooren 2006, S. 167
  10. Wilbrink 1930, S. 61
  11. ebd.
  12. ebd.
  13. ebd.
  14. Tervooren 2006, S. 171
  15. Hascher-Burger 2002, S. 34
  16. Tervooren 2006, S. 168
  17. Salmen/Koepp 1954, S.5
  18. ebd.
  19. Wilbrink 1930, S. 215
  20. Stadtsbibliothek zu Trier Hs. 2504 oct.
  21. Wilbrink 1930, S.61
  22. Salmen/Koepp 1954, S. 5
  23. In den Niederlanden wurden bei den Ligaturen Mischformen aus deutschen und französischen Neumen verwendet. (mehr dazu bei Hascher-Burger 2002) Mischformen sind mir bei meiner flüchtigen Betrachtung nicht aufgefallen. Ich halte sie aber dennoch nicht für ausgeschlossen.
  24. Tervooren 2006, S. 171
  25. Utrecht, Universiteitsbibliotheek, ms. 16 H 34, olim B 113
  26. Hascher-Burger 2002

Freiheit statt Angst – Kommt zur Demo!

Dienstag, 18. September 2007

Berlin, 22. September 2007, 14:30 Uhr, Pariser Platz (vor dem Brandenburger Tor)

Online-Durchsuchung, Bundestrojaner, Konvertitendatei, Biometrie, Überwachung, §129a-c, §202c, Vorratsdatenspeicherung, terroristische Vereinigung, Geheimpolizei, Islamisten, Schnüffel-Proben, Atomschlag, Bundeswehreinsatz im Innern, BKA-Ermächtigungsgesetz, Kinderpornos, Terrorgefahr, Ausbildungscamps, Bombe, Passagierflugzeuge abschießen, Pädophilie, Freiheitsbeschränkung, Zensur, RFID-Chips, entartete Kunst, Internet, Militante Gruppe, Präventionshaft, Flugpassagierdaten – Und wo bleiben wir? Unsere Regierung opfert unsere Freiheit für ihren Sicherheitswahn. Das muß aufhören!


Zum Schutz von Verfassung, Freiheit und Demokratie, geht auf die Straße, Leute! Am Samstag, den 22. September, versammeln sich besorgte Bürger und Bürgerinnen ab 14:30 Uhr auf dem Pariser Platz (vor dem Brandenburger Tor), um gemeinsam gegen den Überwachungswahn zu protestieren. Viele Bürgerinitiativen unstützen diese Demo. Klickt auf das Banner links, informiert euch und schließt euch an!

(Falls Freunde von Außerhalb anreisen, um an dieser Veranstaltung teilzunehmen, und noch keinen Schlafplatz haben, meldet euch bei mir oder Andreas, wir haben noch Platz für 2 Personen.)

Und noch einige Artikel zur Einstimmung auf die Veranstaltung:

Fazit im Nachhinein: Wir waren 15.000 und nicht 8000, wie die Mainstream-Medien berichten. Wir haben friedlich demonstriert, bis zum Schluß. Denn bevor es zu schlimmeren Ausschreitungen kommen konnte, hatte der Schwarze Block, der von der Polizei mit Tränengas attakiert wurde, sich zum Wohle des gemeinsamen Demoziels selbstständig aufgelöst. Ich fuhr auf Schäubles Blümchenwiese und lauschte am Schluß den Hedonisten, weil man uns mit unserem Wagen nicht mehr bis zur Abschlußkundegebung durchlassen wollte. Aber es war trotzdem klasse, klasse, dass so viele da waren. Die Rede der Hedinistischen Internationalen, die vielen am besten gefallen hat, gibt’s im Podcast und weitere Berichte gibt es bei:
fefe
hukl
spreeblick und
wetter

Mir fehlen die Worte

Freitag, 14. September 2007

Ein Gedicht wollte ich schreiben über die schöne Kuhle, die sich über der Mündung von Schlüssel- und Brustbein ungefähr auf Höhe des 7. Wirbels vorn am Hals befindet. Seit Stunden durchwühle ich Anatomie-Seiten im Netz auf der suche nach einem Wort für dieses pittoreske Halstal. Ich habe schöne Worte wie Clavicula oder Manubrium Sterni glernt. Auch die Vertebra ist hinten sehr prominens, wenn vorn an ihr die Trachea vorüberzieht. Im Mediziner-Latein kriegen sogar häßliche Wörter wie Kehlkopf schöne, neue Namen und heißen dann Larynx. Das erinnert an Syrinx, was Nymphe, Schilfrohr, Flöte und eine wunderbare Komposition von Debussy zugleich ist. Doch mein ausgesprochen schönes Halstal hat keinen Namen bekommen. Das ist Perversion der Sprache, dass solch schöne Dinge nicht mit schönen Begriffen bedacht werden und in poetischer Hinsicht ein Skandal. Wie soll ich denn jetzt ein Gedicht darüber schreiben?

#edit: Aha, es gibt also doch einen Begriff. Das Tal heißt Drosselgrube, habe ich jetzt nach langem Suchen herausgefunden, auf Mediziner-Latein Incisura jugularis oder auch Fossa suprasternalis. Na toll, das ist also die Grube, wo man hingreift, wenn man jemanden erdrosseln möchte. Großartig! Jugularis, das klingt schon als würde man gerade erdrosselt. *jürgelgürgel* Da kann man allenfalls ein Satyricon, aber kein Eroticon drüber schreiben: „Da fall ich vor der Dame um und plumse in ihr Jugulum.“ Das ist ja wirklich zum Haare raufen!

Geschützt: Nach Rom auf dem Seeweg

Mittwoch, 12. September 2007

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Vom Handwerk des Erzählers

Montag, 10. September 2007

berichtet ein sehr spannendes Blog namens Dschungelwelt von Frederik Weitz, das ich gestern gefunden habe. Na ja, eigentlich hat es mich gefunden, schon im letzten Jahr, aber gestern las ich mich dann (trotz Erkältung) bis in die frühen Morgenstunden fest. Besonders die Kategorie „Schreibwerkstatt“ hat es mir angetan. Dort werden z.B. Elemente der Spannung beschrieben oder Symbole anhand von Harry Potter Bänden erklärt. Auch politisch ist das Blog echt sympathisch, wenn es z.B. über die unauffällige Nutzung von Bibliotheken berichtet. Deshalb: Reingucken!