Archiv für die Kategorie 'Poly-Tick'

Vereinigte Staaten von Europa

Dienstag, 22. Juli 2008

# update vom 22.07.08: Nachdem ja nun Dank der tapfren Iren die gesamteuropäische Ratifizierung des Lissabon-Vertrags vorerst vor neue Probleme gestellt wurde, sende ich mal einen interessanten Link zu einem Interview mit Professor Schachtschneider, der einer der wenigen Menschen ist, die den 500-Seiten starken Vertrag einmal ganz genau gelesen haben, und der hat so einige Magenprobleme bereitende Klauseln entdeckt.

# update vom 29.04.08: Am 24.04.08 hat unser Bundestag mit 2/3 Mehrheit dem EU-Reformvertrag zugestimmt. Damit steht der Ratifizierung von Deutscher Seite aus nichts mehr im Wege und die BRD könnte also ab 01.01.09 ihre Souveränität verlieren: das BVerfG wäre dann nicht mehr höchstes Gericht, unsere Grundrechte wären dann nicht mehr höchstes Gut und unsere Demokratie wäre dann quasi abgeschafft. Wie blöd muß man eigentlich sein, um auf denselben Trick zweimal reinzufallen?

Ebenso hatte gestern Österreich dem Vertrag von Lissabon zugestimmt.

# update vom 19.12.07: John Laughland bespricht die Bedeutung des „Lisbon Treaty“ (und der EU-Gesetzgebung) für die Nationalstaaten: Why Europe’s National Politicians Sign Away National Sovereignty (sehr lesenswert)

Die Verträge von Lissabon sind unterzeichnet [Beitrag vom 16.12.08]

Erinnert ihr euch an den Entwurf der Europäischen Verfassung, der so scheiße war, dass er 2005 gescheitert ist? Dieser Entwurf wurde jetzt unter dem Titel „Verträge von Lissabon“ weitestgehend unverändert und klammheimlich von den Regierungschefs der EU-Länder unterzeichnet und einer Ratifizierung durch das europäische Parlament steht damit nichts mehr im Wege. Mit der Ratifizierung der Verträge würde die Europäische Union zu einem supranationalen Staat, der unabhängig von und über die Köpfe der EU-Länder hinweg als Staat agieren, also z.B. einen Krieg beginnen, könnte. Jeder Bürger eines EU-Landes wird automatisch Staatsbürger der EU, ob er will oder nicht. Die EU erhält ein Parlament, das weiterhin nicht demokratisch von den Staatsbürgern gewählt wird, aber diese „vertritt“, der europäische Rat wird zum Regierungskabinet und der EU-Staatspräsident bleibt fünf 2 1/2 bis max. 5 Jahre im Amt. Außerdem gibt es natürlich neue Bürgerrechte für die EU-Bürger, was aber auch bedeutet, dass das Bundesverfassungsgericht nicht mehr das höchste Gericht der deutschen Bürger ist und dass Artikel 1-20 unserer Verfassung, also unsere Grundrechte, sekundär sind – denn was unser Recht und Unrecht ist, entscheidet dann die Jurisdiktion der EU. Ausführlich berichtet The Brussels Journal.

Trotz dieser weitreichenden Veränderungen und Machtverschiebungen, die die Verträge von Lissabon nach sich ziehen, schweigt sich die Mainstreampresse in Deutschland über diese Entwicklung aus und die Bürger bleiben uninformiert. Die Verträge sind undemokratisch und deren Unterzeichnung geschieht über unsere Köpfe hinweg. Vielen Dank, Frau Merkel!

Über den Hoffnungsträger Irland, wo die „No to Lisbon“-Kampagne des Präsidenten der Bewegung Libertas, Declan Ganley, bereits Gegner formiert, berichtet die Wiener Zeitung.

Thomas Beatie hat ein Mädchen geboren

Sonntag, 06. Juli 2008

Das war ja schon lange im Gerede: Thomas Beatie war schwanger, doch Thomas Beatie ist ein Mann. Als ich die ersten Bilder sah dachte ich, praise Photoshop! Aber die Story ging ein wenig anders. Thomas Beatie wurde als biologische Frau geboren, hat sich aber entschieden, von dieser Gotteswillkür loszusagen und sein Geschlecht in die eigene Hand zu nehmen. Er ist also inzwischen ein Mann. So weit so gut.

Nur hat Thomas eine Freundin, die leider aufgrund einer anderen Schnappsidee Gottes nicht schwanger werden kann. Damit die beiden trotzdem ein gemeinsames Kind haben konnten, entschied sich Beatie für eine künstliche Befruchtung und wurde also promt als erster Mann schwanger. Was für eine Schlagzeile!

Der Umgang mit dieser Besonderheit nimmt aber, gerade im prüden Amerika, oftmals eine hetzerische Note an. So erschien also vorgestern, nach der glücklichen Geburt, im „Hollywood Grind“ ein knapper Artikel, in dem es hieß:

Beatie’s world consists of finger pointing, snickers, and public confusion as to what she is … boy or girl? What makes Beatie think this kind of life, and environment, is mentally healthy for a child to grow up in? It appears Beatie was only thinking of herself, and not the child when she got artificially impregnated. In addition to not being able to live in a „normal“ family environment, Beatie’s daughter won’t have the benefit breast feeding provides either.

Das konnte ich natürlich nicht unbeantwortet lassen und schrieb darunter:

How could my mother be so inrresponsible to gave birth to me in this abnormal world, where people kill each other and abuse nature!? I’d rather been born into a world of only men-female, female-men, homo-, bi-, polysexual people, then to accept this. How could my mother possibly be so egoistic to produce another one, who’s standing up against intolerance and repression of minorities, rather than to raise me in a normal manner for a normal world. Holy shit, now i’m different, too and the normal world will hate me.

Wirklich, wer sich ernsthaft fragt, ob es mental gesund für ein Kind sein kann, von einer Mutter und einem Vater großgezogen zu werden, nur weil es vom Vater geboren wurde, der kann selbst in keiner gesunden Umgebung groß geworden sein, denn er hat mental noch ganz schön was aufzuholen!

Alternative Energiequellen

Donnerstag, 01. Mai 2008

Eigentlich wollte ich ja heute einen längst fälligen Post über deutsche Metrik veröffentlichen, aber da ist mir ein Text vor die Augen gefallen, der eine sinnvolle Low-Tech-Lösung für unser Energieproblem vorstellt und das zu lösen, ist noch viel dringender als Poetik. Also schreibe ich nun darüber, dass Peak Oil erreicht ist und Kernspaltung und Fusion uns nicht retten werden, stelle aber ein Konzept vor, das die weltweite Komplettversorgnung mit Solarenergie nicht mehr illusorisch erscheinen läßt.

Alternative Energiequellen

Treffen sich zwei Planeten, sagt der eine zum andern: „Oh, du siehst aber mies aus. Was hast du dir denn eingefangen?“ Darauf der andere: „Mensch.“ „Ach, keine Sorge“, verkündet der erste, „das geht vorbei.“

Derzeit lebt der Mensch auf der Erde wie ein Parasit. Er verbraucht mehr Ressourcen als nachwachsen, er rodet Wälder, überfischt die Meere, und verschmutzt Land, Luft und Wasser mit seinem Dreck und Müll. Und er benötigt dabei so ungeheuer viel Energie, dass inzwischen der Punkt erreicht ist, an dem die Fördermenge des Erdöls nur noch abnimmt. In einem wissenschaftlichen Bericht der Energywatchgroup vom Oktober 2007 [PDF] heißt es, dass „Peak Oil“ bereits im Jahr 2006 erreicht wurde. Das Jammern, das Ermahnen der Umweltforscher und -aktivisten, die sinnlosen Kriege gegen die OPEC-Staaten, all das hilft nichts. Wenn das Öl alle ist, wird es kalt in Europa und so langsam aber sicher müssen wir uns darauf einstellen, dass das nicht unsere Kinder oder die Kinder unserer Kinder betrifft, sondern uns. Den Tag, an dem uns das Öl ausgeht, werden wir in näherer Zukunft erleben. Denn dass der Mensch seine Verantwortung erkennt und seinen Energieverbrauch reduziert, bevor die Energiequellen erschöpft sind, erscheint illusorisch.

Alternativen müssen her, doch welche? Verlängerte Laufzeiten von Atomkraftwerken, wie sie die CDU derzeit vorschlägt, werden uns nicht retten, da auch die Uranquellen langsam versiegen. Neuer Atommüll würde anfallen, der wiederum irgendwo verklappt werden müßte.

Eine stille Hoffnung von mir, war ja lange Zeit die kalte Fusion. Warum diese aber, selbst wenn sie in den nächsten Jahren gelingen sollte, keine Alternative ist, verraten diese Slides von der ASPO6 Conference im September 2007. Der derzeit verfolgte Ansatz für die Energiegewinnung aus der exothermen Kernfusion besteht darin, einen Deuterium- (2H) mit einem Tritium-Kern (3H) unter Abspaltung eines Neutrons zu einem Heliumkern (H2) zu verschmelzen. So funktionieren Wasserstoffbomben, doch natürlich wollen wir nicht, dass uns der Reaktor um die Ohren fliegt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das noch beherrschbare Technologie ist. Das Problem: Woher bekommen wir Tritium?

Tritium hat eine Halbwertzeit von ca. 12 Jahren, dann zerfällt es. Es ist radioaktiv und entsteht auf natürlich Weise in den oberen Schichten der Erdatmosphäre durch den Beschuß von Stickstoff mit kosmischer Strahlung. Es fällt auch als Nebenprodukt bei der Kernspaltung an. Allerdings bräuchte ein Fusionsreaktor ca. 56 kg Tritium pro Jahr. Atomkraftwerke liefern derzeit nur wenige Kilos und künstlich mehr Tritium herzustellen, ist bisher aussichtslos. Das Uran für die Kernspaltung ist laut Dr. Michael Dittmar um 2009/2010 alle und Tritium für die Kernfusion kann nicht in ausreichendem Maß produziert werden. Abgesehen davon erzählen Experten seit 20 Jahen, dass die Fusion frühenstens in 30 Jahren funktioniert. Unsere Hoffnungen auf Kernenergie zu lenken, ist scheinbar vergebe Mühe.

Anders sieht das mit erneuerbaren Energiequellen aus. Wasser-, Wind-, Solar-, Geothermie-, Erdrotation-, Biomasse- und Gezeitenkraftwerke sind vorstellbar. Derzeit tragen erneuerbare Ressourcen ca. 6-7 PJ Anteil am Primärverbrauch, Tendenz steigend. Das Problem war bisher, diese Energien zu speichern, bzw. eine konstante Versorgung sicher zu stellen. Denn bei Flaute gibt es bisher keine Windenergie und bei Nacht keine Sonnenenergie. Das könnte sich aber zukünftig ändern, da es inzwischen sinnvolle Ansätze gibt, dieses Problem zu lösen.

Schon im September 2007 schrieb der Spiegel von der Idee zweier us-amerikanischer Brüder, die Windenergie in Druckluft speichern wollen, und zwar nahezu verlustfrei. Gewöhnliche Windräder fangen dazu den Wind auf. Anstelle eines Generators, der die Rotation in Energie umwandelt, befindet sich aber ein Druckluftkompressor in den Rädern. Die komprimierte Druckluft kann dann in alten Erdgasblasen, Salzstollen oder sonstigen Kavernen gespeichert werden. Das Manko ist nur, dass beim Komprimieren Wärme entsteht und beim Dekomprimieren Wärme benötigt wird. Um also den Energieverlust bei dem Verfahren geringt zu halten, müßte ein solcher Windbark mit einem gewöhnlichen Wärmekraftwerk kombiniert und die gespeicherte Druckluft in die schon angewärmte Turbine eingespeist werden.

Sinnvoller erscheint mir ein Ansatz zur Speicherung von Sonnenenergie. Desertec ist eine Vision, die riesige Parabolspiegelfelder an unbewohnten, endlos sonnenbescheinten Orten vorsieht – Wüsten. Ein Feld von der Größe Österreichs mitten in der Sahara könnte den derzeitigen Weltbedarf an Energie decken. Zugleich könnte es die nötige Energie für die in Wüstenregionen dringend nötigen Wasserentsalzungsanlagen liefern und so die Versorgung mit Trinkwasser sicherstellen. Die Parabolspiegel wären an langen Rinnen in Nord-Süd-Ausrichtung angebracht und könnten so dem Lauf der Sonne folgen, um deren Wärmestrahlung zu sammeln. Um auch in der Nacht die Energieversorgung sicher zu stellen, könnte die Sonnenwärme dazu genutzt werden, Salzkristalle zu schmelzen. Kristalisieren diese geschmolzenen Salze wieder aus, geben sie Wärme ab.

Unsere Rettung könnte also tatsächlich so funktionieren, wie diese kleinen Beutelchen, die man im Winter in der Apotheke kaufen kann, die ein kleines Metallplättchen und geschmolzenes Salz enthalten, das auskristalisiert, sobald man das Plättchen knickt. Wenn wir jetzt alle in Null-Energie-Häuser ziehen, vielleicht schaffen wir es ja dann, endlich über unser Parasitendasein hinauszukommen. Müßten wird nur noch unser Müll- und Lebensmittelproblem lösen.

Ich freue mich über informative Links und konstruktive Ideen zu diesem Thema.

Suchanfrage vom 30.03.08

Sonntag, 30. März 2008

Bei Blicken in meine Blogstatistik sorgen die Suchanfragen, mit denen Leute auf meine Seite gefunden haben, immer für die meiste Erheiterung. Ab und an sind da aber auch interessante Fragen formuliert, zu denen ich mich einfach äußern muß. Wo, wenn nicht hier?

Die anonyme Suchanfrage des heutigen Tages lautet:

Wie findet man Kinderpornographie?

Liebe Leute, ich muß auch einmal etwas zum Thema Kinderpornographie sagen, weil es ja derzeit in aller Munde ist. Man findet sie nicht, indem man bei Google nach ihr sucht und das ist im Zeitalter von IP-Tracking, Zensur und staatlicher Überwachung auch eine ganz dumme Idee, das zu tun, weil dann demnächst das SEK vor eurer Tür steht und ihr gesellschaftlich nie, nie wieder Fuß fassen werdet, selbst wenn man bei euch nicht fündig wird. Wenn ihr deutlich Erwachsenen euch sexuell zu Menschen hingezogen fühlt, die das 16 Lebensjahr noch nicht überschritten haben, dann empfehle ich ganz dringend den Gang zu einer Beratungsstelle für Pädophilie. Es gibt dieser wenige, aber es gibt sie. Ich halte es für fragwürdig, Aspekte menschlicher Sexualität als krankhaft zu betiteln (vor 30 Jahren waren auch Schwule krank), aber sie muß ihre Grenzen haben, wo sie die Selbstbestimmung der Beteiligten einschränkt. Kinder sind nicht in der Lage, sich in dieser Frage frei zu entscheiden und ihr solltet deshalb Wege finden, mit eurem Begehren umzugehen, ohne die Jugend zu gefährden. Die seelischen Schäden, die ihr sonst u.U. zufügt, sind nie, nie wieder zu heilen. Laßt euch da helfen!

  • weitere Suchanfragen findest du hier »

Suchanfrage vom 27.03.08

Donnerstag, 27. März 2008

Bei Blicken in meine Blogstatistik sorgen die Suchanfragen, mit denen Leute auf meine Seite gefunden haben, immer für die meiste Erheiterung. Ab und an sind da aber auch interessante Fragen formuliert, zu denen ich mich einfach äußern muß. Wo, wenn nicht hier?

Die anonyme Suchanfrage des heutigen Tages lautet:

Darf man ein Gedicht kopieren, wenn man den Autor drunter schreibt? | Darf ich ein Gedicht ins Internet stellen?

Man muß hier unterscheiden zwischen dem Kopiervorgang selbst und der Weiterveröffentlichung des Kopierten im Internet. Kopieren darf man (macht man ja schon, wenn man eine Seite im Browser aufruft), Weiterveröffentlichen grundsätzlich nicht, auch nicht, wenn man den Autor angibt. Und zwar weil das Urhebergesetz besagt, dass man den Autor (zum Schutz vor Mißbrauch seines Werkes) um Erlaubnis bitten muß, damit dieser ggf. Bedingungen mit einem aushandeln kann.

Im Netz gibt es inzwischen viele Autoren, die unter bestimmten Lizenzen veröffentlichen, z.B. CreativeCommons. Diese Lizenzen geben die Bedingungen an, unter denen man kreative Werke weiterveröffentlichen darf. Dann muß man den Autor nur fragen, wenn man unter abweichenden Bedingungen veröffentlichen möchte. Anständige Verfasser- und Quellenangaben sind aber meist unabdingbar.

Wenn man nicht weiß, wer der Autor eines Gedichtes ist, verbietet sich also quasi schon die Weiterveröffentlichung, weil man weder über die Lizenzen Bescheid weiß, noch nachfragen kann. Wenn man sich unsicher ist, wer der Verfasser eines Gedichtes ist, hilft es in gewissen Fällen auch, einfach einen beliebigen Vers aus dem Gedicht in Gänsefüßchen in eine Suchmaschine einzugeben und in den Ergebnissen nach der ältesten Veröffentlichung Ausschau zu halten.

Erläuterung des Gesetzestextes

Auszug aus dem Urhebergesetz der BRD:

§1 Die Urheber von Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst genießen für ihre Werke Schutz nach Maßgabe dieses Gesetzes.
§12 (1) Der Urheber hat das Recht zu bestimmen, ob und wie sein Werk zu veröffentlichen ist.
§13 Der Urheber hat das Recht auf Anerkennung seiner Urheberschaft am Werk. Er kann bestimmen, ob das Werk mit einer Urheberbezeichnung zu versehen und welche Bezeichnung zu verwenden ist.
§14 Der Urheber hat das Recht, eine Entstellung oder eine andere Beeinträchtigung seines Werkes zu verbieten, die geeignet ist, seine berechtigten geistigen oder persönlichen Interessen am Werk zu gefährden.
§51 Zulässig ist die Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Wiedergabe eines veröffentlichten Werkes zum Zweck des Zitats, sofern die Nutzung in ihrem Umfang durch den besonderen Zweck gerechtfertigt ist.
§63 (1) 1Wenn ein Werk oder ein Teil eines Werkes in den Fällen des § 45 Abs. 1, der §§ 45a bis 48, 50, 51, 53 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 und Abs. 3 Nr. 1 sowie der §§ 58 und 59 vervielfältigt wird, ist stets die Quelle deutlich anzugeben.

§1 – Das bedeutet, dass jedes irgendwo veröffentlichte Gedicht welches Verfassers auch immer, automatisch urheberrechtlich geschützt ist und der Verfasser sein Recht am Werk geltend machen kann, wenn er es verletzt sieht.
§12(1) – Nicht du bestimmst, dass es okay ist, wenn du ein fremdes Gedicht auf deine Seite stellst, sondern der Autor. Auch wenn der Text schon auf anderen Seiten steht, du mußt den Autor um Erlaubnis bitten, es auch auf deine Seite setzen zu dürfen.
§13 – Unter ein fremdes Gedicht darfst du nicht einfach deinen eigenen, keinen oder einen anderen Namen schreiben (Plagiat), sondern nur genau das, was der Autor mit dir verhandelt hat.
§14 – Wenn du mit einem fremden Gedicht oder Auszügen daraus Schabernack treibst, es z.B. veränderst oder in einen unpassenden Kontext einbettest, dann hat der Autor alles Recht der Welt, dich dafür zur Verantwortung zu ziehen.
§63 Außer dem Fall §51 (Zitat) trifft in der Situation „Gedicht ins Internet“ keiner der im Gesetzestext angeführten Ausnahmefälle zu, d.h. wenn du Teiles eines Gedichtes zitierst, dann bitte mit Angabe des Titels, des Verfassers und der Quelle, wobei ein Zitat natürlich im Umfang angemessen kurz sein muß. Du darfst nicht den gesamten Text ungefragt einstellen, auch nicht mit den geforderten Angaben, weil das den Umfang des Zitats übersteigen würde.

So, bevor du also einen fremden Text einfach auf deiner Seite einstellst, solltest du dir wirklich ganz sicher sein, dass der Verfasser damit einverstanden ist, bzw. du dich gesetzeskonform verhältst, sonst kann es u.U. nämlich ganz schön teuer werden, wenn eine anwaltliche Abmahnung ins Haus schneit.

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Sind wir nicht alle ein bisschen Spitzer?

Donnerstag, 20. März 2008

Wenn man unter braven Bürgern das Thema staatliche Überwachung anspricht, rollen viele mit den Augen und sagen, sie hätten doch nichts zu verbergen, sie seien ja keine bösen Terroristen und deshalb sei das mit der Überwachung alles gar nicht so schlimm. Unser Bundesverfassungsgericht sieht aber in der zunehmenden Überwachung der Bundesbürger eine Gefahr für die freiheitlich demokratischen Grundlagen, die in unserer Verfassung formuliert sind.

Wie man sich das vorzustellen hat, zeigt gerade ein sehr schönes Beispiel aus den USA. Vielleicht hat jemand mitgekriegt, dass der New Yorker Senator, Eliot Spitzer, in der letzten Woche Protagonist eines Skandals geworden ist, nachdem eine Hostess ausgesagt hat, Spitzer sei ihr Kunde gewesen. Nun ist Prostitution in den USA verboten und also hat sich auch Spitzer strafbar gemacht (mit welchen Geldern die Dame bezahlt wurde, frage ich gar nicht erst).

Wie kommt aber eine junge Frau, die ihr Geld als Hostess verdient, dazu, über einen Kunden auszusagen und damit ihre eigene Integrität zu gefährden? Ganz einfach, das FBI hat ein geheimes Tonband geleakt, auf dem beide zu hören sind. Der Senator wurde also akustisch überwacht, während er mit dieser Dame intim war. Welchen Grund hatte das FBI, Spitzer abzuhören und welchen Grund hatte es, die Daten jetzt an die NY Times weiterzureichen? Auch dafür gibt es eine einfache Erklärung. Spitzer machte in einem Artikel, „Predatory Lenders‘ Partner in Crime„, der Washington Post die Bush-Junta für die Immobilienkrise in den USA und damit für den derzeitigen Börsencrash mitverantwortlich. Nun ist dieser Umstand eigentlich jedem denkenden Menschen offenbar, aber Spitzer hat es gewagt, darüber zu sprechen und seine Stimme hatte Gewicht und deshalb wurde er unbequem, wie die Asia Times in einem Artikel „Why Spitzer was Bushwhacked“ sehr anschaulich darlegt. Was eignet sich da besser als ein Sexskandal, das hat bei Clinton doch auch schon funktioniert.

Das klingt nach einem James-Bond-Film? Ja, irgendwie schon. Aber Fakt ist, jeder hat etwas zu verbergen, ob es die Steuerhinterziehung in Lichtenstein ist, die heimliche Affäre mit der Sekretärin, die Zuneigung zum eigenen Geschlecht, der Rochus auf den Chef, das gelegentliche Flaschparken, Schwarzarbeiten, „illegale“ Downloads, den Absturz nach der letzten Party mit übermäßigem Alkoholgenuß, die Gute-Nacht-Tüte, das Näschen Koks, das Abo beim Pornokanal, usw. usw. Noch wird uns die freie Meinungsäußerung zugestanden, noch dürfen wir sagen, dass wir Frau Zypris als Bundesverfassungsrichterin für eine absolute Fehlbesetzung halten, noch gibt es keine Zensur.

Aber wenn wir das Gefühl haben, überwacht zu werden, dann sind wir eingeschüchtert und trauen uns auch im Privatraum bald nicht mehr zu sagen, was wir denken, geschweige denn lautstark für unsere Freiheit und die unserer Nachbarn einzutreten. Wer würde seinem Chef schon ins Gesicht sagen, dass er ein Arschloch ist? Wenn alles, was wir tun und sagen, ständig und überall auf Abruf gespeichert wird, mußt nur graben, wer sich durch unser bürgerrechtliches Engagement auf den Schlips getreten fühlt und früher oder später findet er das Band, das uns beim Sex mit einer Hure zeigt. Denn spätestens nach der Einführung des „Hackerparagraphen“, der Urheberrechtsnovelle, der Änderung des Sexualstrafrechts und allen Verboten, die uns demnächst Freiheiten nehmen werden, die wir einst besaßen, werden wir alle ein bisschen Spitzer sein.

Lebenszeichen mit Dodekakophonie und neuem Grundrecht

Mittwoch, 05. März 2008

Nachdem Leute nun schon anfangen, sinnfreie Kommentare unter meine Artikel zu posten, um auf ihre Heimseiten hinzuweisen, muß ich mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben. Nein, ich bin nicht tot, ich hatte heute nur eine mündliche Prüfung und den letzten Monat mit der Vorbereitung verbracht. Das Gute daran ist, dass ich neue und spannende Themen für poetikrelevante Artikel gesammelt habe, die ich nun nach und nach hier veröffentlichen werde.

Ich habe zum Beispiel das Wort Kryptopolyphonie kennengelernt, dass außer in der Phonie nicht viel mit Dodekakophonie zu tun hat. Dodekakophonie ist allerdings eine Empfehlung, die ich hier schon lange aussprechen wollte. Der Berliner Entertainer Bodo Wartke erklärt auf sehr anhörliche Weise, was Dodekakophonie ist, um sie der Welt etwas näher zu bringen.

Auf Bodo Wartke haben mich die Berliner Clubnerds vom CCC aufmerksam gemacht, die sich über „PCdenzfall“ freuten. Aber es hat sich herausgestellt, dass Bodo Wartke mit seinen unkonventionellen Reimen und seinem Sprachwitz auch für Poetikbegeisterte durchaus unterhaltsam ist.

Ein anderer erfreulicher Fall, der bestimmt schon allen bekannt ist, ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom letzten Mittwoch, bei dem auch ein neues Grundrecht, getauft „Grundrecht auf digitale Intimsphäre„, formuliert wurde. Wir erinnern uns: Im vergangenen Oktober hatte Andreas ja ein Stelldichein mit den wachen Richtern vom Bundesverfassungsgericht, um als sachverständige Auskunftsperson über den sogenannten Bundestrojaner aufzuklären. Und während man bei den Expertenanhörungen im Bundestag immer geflissentlich ignoriert wird, nehmen einen die Bundesverfassungsrichter offenbar ernst. Sie erkannten jedenfalls, dass die Festplatte für nicht wenige Bürger heutzutage zu einem ausgelagerten Gehirn geworden ist und dass der Staat kein Recht hat, dort heimlich rumzuspionieren. Ich kann jetzt jedenfalls meinen Ordner „Bombenbauanleitungen“ wieder in Notizen umbenennen, weil ich es nicht mehr als meine Bürgerpflicht erachte, ihn BND-tauglich navigierbar zu gestalten.

Technophobe Germanisten

Freitag, 18. Januar 2008

Die Zentrale Kartei Germanistischer Dissertationen ist ein Projekt, das seit 1957 besteht am Germanistischen Seminar der FU-Berlin existiert und vom Verband Deutscher Hochschulgermanisten ins Leben gerufen wurde. Registriert werden germanistische Dissertationsvorhaben mit Titeln, so dass man bei der Themenwahl prüfen kann, ob nicht ein- und dasselbe gerade von jemand anderem bearbeitet wird. Bisher verlief das Ganze relativ kompliziert: Man schickte sein Vorhaben ein und irgendwann erschien es dann in einer Liste im Druck. Aufgrund der Verzögerung durch Redaktion und Drucksetzung, war das wenig aktuell und so beschlossen die derzeitigen Betreuer des Projektes, Danneberg und Bangen, das ganze doch in einer zentralen Datenbank online fortzuführen – eigentlich eine prima Idee, die den Verwaltungsaufwand veringert und Aktualität garantiert.

Das sieht der Germanistenverband irgendwie anders:

Der Vorstand des Germanistenverbandes hat uns wissen lassen, dass eine Beteiligung des Verbandes an dem Projekt ausgeschlossen sei, weil dominant Skepsis gegenüber der Relation von Aufwand und Ertrag einer solchen Datenbank bestünde

heißt es in einer Stellungnahme der beiden Herausgeber, die angesichts dieser Entscheidung verständlicherweise pissed sind. Auch ich verstehe nicht, wie man als Akademiker zu einer solchen Aussage kommen kann. Das bisherige Druckverfahren erscheint mir weitaus aufwendiger, als das vorgeschlagene digitale. Wenn sich also nach Meinung des Germanistenverbandes der Aufwand für die gedruckte Liste bisher gelohnt hat, warum sollte der Ertrag, den das weniger aufwendige Verfahren liefert, dann nicht mehr in Relation zum Aufwand stehen? Für mich klingt das allzusehr nach Skrupeln vor einer Technik, die die Altvorderen der Germanistik nicht verstehen, anwenden und unterstützen wollen. Ja, es klingt nach konservativer Inkompetenz, um das mal zu explizieren.

Ich weiß nicht, wie aktuell diese Stellungnahme ist, denn sie erscheint ohne Datum und auf der offizielllen HP des Projektes steht von seiner Einstellung nichts. Die letzte gedruckte Liste ist wohl von 2002 und in der URL steht etwas von we04. Vielleicht bin ich also mit meinem Post zwei Jahre hinterher, aber ich habe die Stellungnahme gerade erst gelesen und mußte meinem Entsetzen hier mal aktuell Ausdruck verleihen. Ich hoffe, dass vielleicht doch noch Mittel und Wege gefunden werden, das Projekt digital fortzuführen. Für mich klingt das eigentlich nach einer prima Web 2.0. Anwendung und alles, was man dafür braucht, ist Platz auf einem Server, eine Datenbank, eine Domain und ein schickes CMS – also nichts, dass es nicht schon geben würde. Das Internet bietet gerade auch Akademikern so viele tolle Möglichkeiten (z.B. Raum für die freie Forschung). Es ist zum Haare ausreißen, dass dieses Potential (gerade im Bereich der Geisteswissenschaften) bisher nicht ausgenutzt wird.

Volldampf voraus!

Donnerstag, 20. Dezember 2007

(Artikel mit zwei Pics steampunkiger Computer, extra für Snorf!)

„Volldampf voraus!“, heißt das diesjährige Motto des Chaos Communications Congress, der vom 27. – 30.12.07 wieder im Berliner Congress Center (bcc) und nun zum 24. Male stattfinden wird. Er steht im Zeichen des Steampunk und die Nerds vom Berliner CCC sind schon fleißig am Basteln, um das Congresscenter in ein Unterseeboot ca. 20.000 Meilen unter dem Meer zu verwandeln. Das Jules-Vernes-Zitat (s. Motto) spielt aber nicht nur auf diesen Stil an, der davon ausgeht, dass sämtlich Maschinen, auch Rechenmaschinen, mit Dampf betrieben werden, sondern hat auch eine politische Dimension.


via blog.nola.com

Die Hackerbewegung hat in diesem Jahr einige Erfolge erzielt, von denen die zwei wichtigsten wohl das Verbot der Nadap-Wahlcomputer in NL (s. #150) und die Einladung eines Gutachters vom CCC ins Bundesverfassungsgericht (s. #170) sind. Dies sind aber nur kleine Schritte und wir dürfen an diesem Punkt nicht ausruhen, im Gegenteil, mit vollem Engagement müssen wir auch in Zukunft für unsere freiheitlich-demokratischen Ideale eintreten. Auch das meint: „Volldampf voraus!“

Natürlich gibt es auch in diesem Jahr wieder viele spannende Vorträge, spannend nicht nur für Nerds, sondern generell für sozial-politisch Interessierte. Der Fahrplan findet sich im offiziellen Events-Wiki zum 24C3, wo man sich auch als User anmelden und bei den Vorbereitungen mithelfen kann. Nach meiner Pleite beim Camp (ich hatte fast nichts von der coolen Veranstaltung mitgekriegt, weil ich 24/7 vorne am Eingang die Kassen beaufsichtigte), werde ich an diesem Congress nur als Teilnehmer teilnehmen und die Veranstaltung genießen. Eine angemessen steampunkige Verkleidung habe ich mir schon ausgedacht…


(via www.gizmodo.de)

update: Wer sich als Appetithäppchen schon mal angucken mag, was auf den letzten beiden Veranstaltungen so abgegangen ist, kann sich die offiziellen Dokumentations-Videos auf inoffizieller Seite ansehen. (Offiziell gibt’s die auf chaosradio.ccc.de, aber youtube läuft zumindest auf meinem eigenen Rechner ruckelfreier.)

Du bist zu paranoid!

Dienstag, 27. November 2007

Das meinten jedenfalls gestern zwei Freunde zu mir, als ich ihnen erzählte, angesichts des Polizei-, Präventions- und Überwachungsstaats, der Deutschland gerade zu werden droht, die Möglichkeit der Auswanderung ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ich erzählte, dass ich die Wohnungsdurchsuchungen bei G8-Gegnern und die Andrej H. Geschichte äußerst bedenklich fände und mir schon eine Checkliste für die nächste Wohnungsdurchsuchung an die Eingangstür gehängt hätte. Sie meinten, ich sähe das zu pessimistisch, es gäbe schon einen Grund für die Durchsuchungen und es wäre doch besser, einem Verdacht nachzugehen…

Es gab Zeiten, in denen ich diesen Argumenten zugestimmt hätte, in letzter Zeit lese ich aber immer öfter Berichte wie den über einen Willkürlichen Polizeieinsatz in Bayern. Ein Familienvater hatte sich im Wartezimmer der Arztpraxis darüber aufgeregt, dass der Papstbesuch im letzten Jahr 40 Millionen Euro gekostet hätte. Es ist schlimm genug, dass unsere Steuergelder, 40 Millionen Euro (!), für den Besuch eines katholischen Obergurus draufgehen, während für Kitas und Lehrer angeblich das Geld fehlt. Was dem bayrischen Familienvater für seine frevlerische Äußerung aber blühte, das schlägt dem Faß wirklich den Boden aus.

Unbekannte hatten im Vorfeld des Papstbesuches dessen ehemaliges Wohnhaus mit Farbbeuteln beworfen. Der Familienvater rückte durch seine, wohlgemerkt im Wartezimmer geäußerte Meinung ins Visier der Ermittler. Diese rückten daraufhin mit einem Sondereinsatzkommando (!) an, führten den Mann ab und durchsuchten, bewaffnet mit Maschinenpistolen in Anwesenheit seiner Frau und Kinder, sein Haus – auch das Kinderzimmer. Dessen Bewohner wurden ohne Anwesenheit der Mutter von den SEK-Beamten befragt, auch ob sie einen Laptop hätten, wollten die sympathischen Freunde und Helfer mit den schwarzen Masken von den Knirpsen wissen. Die beiden rückten daraufhin ihren Spielzeug-Laptop heraus, auf dem die Beamten eine größere Ansammlung Kinderlieder sicherstellen konnte. (Zum Glück, wer weiß, was die Bengel noch alles Gefährliches mit denen angestellt hätten!) Den Vater mußten sie nach der erkennungsdienstlichen Behandlung leider wieder auf freien Fuß lassen, weil sie ihm nichts nachweisen konnten. Dazu ein Fernsehbericht auf youtube.

Es mag sein, dass ich paranoide Züge an den Tag lege, aber dies sind in letzter Zeit keine Einzelfälle. Ich erinnere an dieser Stelle an das frisch vermählte Pärchen, das während der Flitterwochen in seinem Ferienhaus von der Polizei überrascht wurde (Citronengras berichtete). Wie soll ich mich in einem Staat sicher fühlen, der seine Bürger terrorisiert?